Kuba­kri­se Reloaded?

Erin­nert sich noch jemand an die Kuba­kri­se 1962, vor also nun­mehr 60 Jah­ren? Land­läu­fig wird damit die Sta­tio­nie­rung von sowje­ti­schen Atom­ra­ke­ten auf Kuba und die US-Reak­tio­nen dar­auf bezeich­net. Aber das ist, wie so oft, nur die hal­be Wahrheit.

Wie­der­holt sich die Geschich­te nun als Farce?

Der eigent­li­che Aus­lö­ser für den wohl gefähr­lichs­ten Moment des Kal­ten Krie­ges war die Sta­tio­nie­rung von US-ame­ri­ka­ni­schen Atom­ra­ke­ten in der Tür­kei, mit sehr kur­zen Flug­zei­ten in sowje­ti­sche Groß­städ­te... Dar­auf­hin beschloss die sowje­ti­sche Füh­rung die Sta­tio­nie­rung von Atom­ra­ke­ten auf Kuba, qua­si zur Wie­der­her­stel­lung eines Bedro­hungs-Gleich­ge­wichts. Wie­der­holt sich die Geschich­te, nun als Farce?

Putin hat gera­de mit dem kuba­ni­schen Staats­chef tele­fo­niert, zuvor mit dem vene­zo­la­ni­schen... Die NATO, allen vor­an die USA, noch immer ganz sie­ges­trun­ken vom gewon­ne­nen Kal­ten Krieg, kön­nen natür­lich alle stra­te­gi­schen Vor­tei­le auch aus dem Zer­fall der Sowjet­uni­on zie­hen, samt der Opti­on, die Ukrai­ne in die NATO ein­zu­bin­den, inklu­si­ve Sta­tio­nie­rung von Trup­pen und Rake­ten. Sie sind aber nicht ver­pflich­tet dazu... Die Wahr­schein­lich­keit dass Russ­land einen NATO-Staat angreift liegt bei 0 %. Wozu also die­se Hysterie?

Also alle mal kurz durch­at­men, bis drei zäh­len, dann noch­mal „Die Schlaf­wand­ler“ von Chris­to­pher Clark lesen, am bes­ten auch „Krim­krieg“ von Orlan­do Figes. Erschre­ckend dar­in, wie bri­ti­sche Zei­tun­gen damals die­sen Krieg herbeischrieben...

Die Wahr­schein­lich­keit dass Ruß­land einen NATO-Staat angreift liegt bei 0 %, wozu also die­se Hysterie?

Auf einem sicher­heits­po­li­ti­schen Forum hat in klei­ne­rer Run­de ein NATO-Bun­des­wehr Ver­bin­dungs­of­fi­zier schon kon­zi­diert, dass sich die Sicher­heits­la­ge für Russ­land ver­än­dert habe: Rie­si­ge Land­mas­sen vor Mos­kau, in denen Napo­le­on und Hit­ler mit ihren Trup­pen noch ste­cken blie­ben, gehö­ren nun ja gar nicht mehr zu Russ­land. Und meh­re­re Ver­trä­ge zwi­schen den USA und Russ­land  sei­en ja mitt­ler­wei­le auch gekün­digt (INF, open skies).

Die Wahr­schein­lich­keit, dass Russ­land die Ukrai­ne angreift ist eher gering. Wäh­rend der Olym­pia­de ohne­hin nicht, sonst wer­den die Chi­ne­sen sau­er... Wenn die Ukrai­ne aber den aser­bai­dscha­ni­schen Weg ver­su­chen soll­te, mit Hil­fe tür­ki­scher Kampf­droh­nen den Don­bass zurück­zu­er­obern und alle rus­sisch­spra­chi­gen Men­schen zu ver­trei­ben, wird es wohl ernst. Russ­land sieht die Ukrai­ner als Bru­der­volk. Nur lei­der, ver­strei­ten sich Brü­der mit­un­ter der­art, dass sie über Jahr­zehn­te nicht mit­ein­an­der reden (wol­len). Aber es oblä­ge dem grö­ße­ren Bru­der mehr anzu­bie­ten als nur: „Ich ver­dresch’ dich nicht.“

Aber zurück zur Kuba­kri­se; wie ist die denn eigent­lich gelöst wor­den? Nun, die Sowjet­uni­on hat ihre Rake­ten abge­zo­gen, die USA haben zuge­sagt, Kuba nicht anzu­grei­fen, die ame­ri­ka­ni­schen Rake­ten wur­den aus der Tür­kei abge­zo­gen. Die USA bestan­den aber dar­auf, dass dies nir­gends ver­trag­lich fixiert und ver­schwie­gen wur­de..., (und Kuba lei­det noch heu­te unter US-Sanktionen).

Im euro­päi­schen Haus ist für Russ­land gar kein Platz vorgesehen

So schwer ist es doch gar nicht: Die Ukrai­ne wird nicht NATO-Mit­glied, dies wird aber nicht laut gesagt. Auch ame­ri­ka­ni­sche Stütz­punk­te oder Waf­fen­sys­te­me wer­den dort nicht instal­liert. Russ­land ver­pflich­tet sich zu Gewalt­ver­zicht. Die Ost­ukrai­ne erhält einen Auto­no­mie­sta­tus, ver­gleich­bar mit Südtirol.

Natür­lich kann sich jeder Staat in einer idea­len Welt in vol­ler Sou­ve­rä­ni­tät frei zu allem ent­schei­den, aber klei­ne­re Län­der neben gro­ßen und mäch­ti­gen haben in der Pra­xis dann doch immer mit Ein­schrän­kun­gen zu leben. Latein­ame­ri­ka­ni­sche Staa­ten kön­nen etli­che Lie­der davon sin­gen. Im euro­päi­schen Haus ist für Russ­land gar kein Platz vor­ge­se­hen, (und die Haus­ord­nung bestim­men die Ame­ri­ka­ner.) Das kann so nicht bleiben.

 

Kommentar verfassen