Am Freitag, dem 13. September gab es rund 30 Kundgebungen gegen Tönnies, den König der Schweineschlächter. Darunter in Weißenfels, wo sich die zweitgrößte Massenschlächterei dieser Firma befindet.
Es ging den Rednern hauptsächlich darum - weil es ja eine Veranstaltung von „Aktion Arbeitsunrecht“ war, - die unsäglichen Zustände im Umgang mit den „Mitarbeitern“ anzuprangern. Da es sich bei neunzig Prozent der Belegschaft um „Vertrags-Mitarbeiter“ aus Ost- und Südost-Europa handelt, wird das Mindestlohn-Gesetz elegant umgangen. Die fürchterlichen Wohnverhältnisse dieser „Mitarbeiter“ wurden angeklagt, dass nämlich bis zu acht Menschen in ein Zimmer gepfercht werden, die um 200 € im Monat fürs Bett entrichten müssen.
Es ging natürlich auch um die Abwasser-Problematik, die in Weißenfels eine sehr drängende ist. Dargelegt wurde, dass Tönnies 70 % des ins Klärwerk eingeleiteten Schmutzwassers verursacht, jedoch nur 3% der Kosten trägt. Da das Klärwerk, das für den Bedarf einer kleinen Stadt ausgelegt ist, die Flut der Tönnies-Abwässer nicht bewältigen kann, musste die Stadt laut Aussage wegen der mangelhaften Klärung der Saale über die Jahre hinweg 14 Mio € Strafe entrichten.
Und natürlich ist die Lärm- und Geruchsbelästigung ein Dauerthema. Der Schlachthof grenzt unmittelbar an ein Wohngebiet. Ausgeführt wurde, dass der Tönnies-Clan den Betrieb seinerzeit für einen Euro von der Treuhand-Anstalt zugeschanzt bekommen hat. Damals betrug die Schlachtmenge je Tag 800 Schweine. Die politisch Verantwortlichen haben zugelassen, dass Tagesmenge inzwischen 20.000 Tiere beträgt. Es sollen, möglichst bald 30.000 werden. Es wird befürchtet, dass auch diesmal die Kommunal-Verantwortlichen, einschließlich der Linken, die Zumutung abnicken werden. Dann könnte noch mehr Billigfleisch in die entferntesten Gegenden der Erde gekarrt, verschifft und hingeflogen werden. Einige dreißig Menschen nahmen an der Kundgebung teil. Daraus ist zu schließen, dass den allermeisten Einwohnern von Weißenfels das alles „Wurscht“ ist.
Es hieß, Vertreter der Firma hätten ihr Kommen zugesagt. Sie kamen nicht. Man vermutet, dass diese Zusage als Drohung für die „Mitarbeiter“ gemeint war, von wegen: Wehe, ihr macht da mit. Denkt an die Folgen für euch!
Erhart Eller
Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung
Foto: Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung Rheda-Wiedenbrück