Mit 83 noch viel Kraft zum Malen - Achim Neu­bert aus Landsberg

Unser Autor Stef­fen Neu­bert schreibt über sei­nen Vater, den Maler Achim Neu­bert: 1937 in Zwi­ckau gebo­ren, muss er im Kin­des­al­ter sei­ne zer­stör­te Hei­mat ver­las­sen. Trotz düs­te­rer Kriegs- und Nach­kriegs­er­fah­run­gen endeckt er die Lei­den­schaft zum Malen.

Als Kind nutzt er ers­te karier­te Blät­ter, Tin­te oder Blei­stift und fällt durch sein Talent Mut­ter und Leh­rern auf. Die Karos auf dem Papier ver­hin­dern ers­te Ver­öf­fent­li­chun­gen sei­ner Kin­des­bil­der eines Wett­be­werbs in der Volks­zei­tung. Dem müt­ter­li­chen Rat fol­gend, beginnt er eine Leh­re zum Maler und Deko­ra­ti­ons­ma­ler. Obwohl es dabei haupt­säch­lich um Fas­sa­den, Fens­ter und Wän­de geht, inter­es­sie­ren ihn Far­ben­leh­re und Mal­tech­ni­ken stark. Neben dem Beruf mit Lei­ter und Eimer ( Kun­den wer­den zu Fuß und Hand­wa­gen erreicht, Kun­den im Saal­kreis mit dem Rad) besucht er Mal­zir­kel nach Fei­er­abend. Dort kommt er in Berüh­rung mit Akt­zeich­nen, Koh­le­zeich­nung, Aqua­rel­len, Ölfar­ben und Lin­ol­schnitt und natür­lich mit Men­schen die sich aus­ken­nen mit der Kunst des Malens. Er lernt die Wer­ke von gro­ßen Meis­tern neu zu erfasen.

Foto­gra­fie als Initialzündung

Doch erst die Lei­den­schaft zur Foto­gra­phie schaf­fen die Sicht auf Objek­te und Moti­ve neu. Der rich­ti­ge Aus­schnitt, die rich­ti­ge Beleuch­tung, die Bedeu­tung von Licht und Schat­ten, die rich­ti­ge Stim­mung, Har­mo­nie der Far­ben fin­den Ein­fluss in sei­ne Male­rei. Es ent­ste­hen so im Lau­fe sei­nes Lebens cir­ca 1000 Skiz­zen, meist aus Hal­le und der nähe­ren Umge­bung. Spä­ter fol­gen dann Regio­nen des Har­zes. Die Lie­be zur Archi­tek­tur erwächst aus Beob­ach­tun­gen der Objek­te. Vor allem Fach­werk­bau­ten in Hal­le oder Harz wer­den zu belieb­ten Motiven.

Die Skiz­zen wer­den oft bis zu zwei Jah­ren im Kopf getra­gen, bevor sie den Weg aufs Papier fin­den. Zuneh­mend fin­det er auch die Zeit, Skiz­zen direkt in der Natur oder in Städ­ten vor Ort auf­zu­neh­men. Düs­te­re Ecken von Hal­le der anfäng­li­chen 90er Jah­re fin­den Beach­tung. Nach dem Mau­er­fall erwe­cken die Mög­lich­kei­ten neu­er Far­ben und Aus­rüs­tung erhöh­te Moti­va­ti­on zu sehr far­ben­fro­hen licht­durch­flu­te­ten Wer­ken. Der Opti­mis­mus der neu­en Frei­heit ist nun spürbar.

Die meist rea­lis­ti­sche Male­rei lässt über die Gesamt­heit der Wer­ke eine ganz typi­sche Hand­schrift erken­nen. Das Spiel mit dem Hori­zont, ver­schwim­men­de Details und gelun­ge­ne Pro­por­tio­nen bestim­men die Wer­ke. Licht, Farb­wahl und Motiv­de­tail prä­gen sei­nen unver­wech­sel­ba­ren Stil.

Gestal­tung der Kir­che in Klepzig

Im Brot­be­ruf mus­te der Künst­ler oft hin­ter dem hand­werk­li­chen Schrif­ten­ma­ler zurück­tre­ten. Doch bei gro­ßen öffent­li­chen Auf­trä­gen waren alle Fähig­kei­ten gefragt: Fas­sa­den­ge­stal­tun­gen über meh­re­re Eta­gen hin­weg, in gro­ßer Höhe und mit ent­spre­chen­den Dimen­sio­nen erfor­der­ten das gan­ze Wis­sen und Kön­nen. Auch ein För­der­ver­ein für die Kir­che in Klep­zig konn­te genau die­se Fähig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten drin­gend gebrau­chen. So über­nahm Herr Neu­bert die farb­li­che Gestal­tung der Kir­che von innen - im Ehren­amt. In zwei Jah­ren und cir­ca 2000 Stun­den gelang es ihm, in eine,m gestal­te­ri­schen Balan­ce­akt etwas Ein­ma­li­ges zu schaf­fen - unter Wah­rung der Denk­mal­schutz­auf­la­gen, bei Beach­tung der reli­giö­sen Beson­der­hei­ten und mit reich­lich Mut zum Moder­nen. Ein wei­te­res öffent­li­ches Kunst­werk am Bau ist in einem Har­zer Hotel zu fin­den. Dort enstan­den sechs typi­sche Land­schafts­mo­ti­ve an der Decke eines Spei­se­saa­les, wo sie die Gäs­te erfreuen.

Öffent­li­che Ausstellungen

In Neu­berts Bil­dern steckt Lebens­wil­le und Kraft von men­schen­ge­mach­ten Land­schaf­ten, unpo­li­tisch und doch Zeit­zeu­ge - ein Opti­mist der Nach­kriegs­zeit. In drei öffent­li­chen Aus­stel­lun­gen konn­ten Aus­schnit­te sei­nes Lebens­werks in den letz­ten Jah­ren besich­tigt wer­den. Ver­käu­fe von Bil­dern bil­den bis heu­te die Aus­nah­me. Mit 83 Jah­ren ist die Lust aufs Malen noch lan­ge nicht erschöpft. So gibt es noch reich­lich Moti­ve in Hal­le, wel­che er ange­hen will.

 

 

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