Am Abend des 20. November 2015 trafen sich etwa 50 Personen an der Westseite des ehemaligen "Raumflug-Planetariums Sigmund Jähn", um eine bürgerschaftliche Initiative zu gründen. Das ehemalige Planetarium auf der Peißnitz wurde 2013 bei einem Hochwasser beschädigt und umgehend per Gutachten zum Totalschaden erklärt. Die Übernahme der Abrisskosten aus Fluthilfegeldern ist seit Ende April bewilligt, der Abbruch droht unmittelbar.
Über den historischen und baukünstlerischen Wert des Planetariums hat bislang kaum jemand gesprochen. Eine Anfrage der Grünen-Stadtratsfraktion beim Landes-Bauministerium ergab, dass der Abriss gar keine Vorbedingung für den positiven Fördermittelbescheid zum Gesamtprojekt des neuen Planetariums im Gasometer auf dem Holzplatz gewesen ist, er war „jedoch zusätzlich aus dem Fluthilfefonds förderfähig“. (siehe auch Artikel in der Bauwelt 22/2015)
Im Juni diesen Jahres wurde das alte Planetarium als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz gestellt, ein Schutzstatus als Kulturdenkmal wird angestrebt. Landeskonservatorin Dr. Ulrike Wendland erläuterte bei der Gründungsversammlung die Beweggründe dieser Unterschutzstellung: prägnant sei es, ein einzigartiges Baudenkmal der Ostmoderne, technisch innovativ und weltweit ausstrahlend. Kulturhistorisch ein lebendiges Zeugnis der Weltraum-Begeisterung in Ost und West, die den "Wettlauf zu den Sternen" begleitete.
Die neue Gemeinschaftsinitiative von vier Vereinen und etliche Einzelpersonen strebt nun eine Art Kooperationsvertrag mit der Stadt an, um das Baudenkmal dauerhaft zu erhalten. Eine Nutzung ist nicht beabsichtigt, um dem Planetariumsbau im Gasometer nicht in die Quere zu kommen. Führungen sollen angeboten werden, Kunstprojekte entstehen, auch Treffen, Vorträge und Tagungen in den Räumlichkeiten des Peißnitzhauses stattfinden. Die Vereinigung bietet an, Sicherungsarbeiten durchzuführen und/oder durch Spenden zu fördern.
So könnte man endlich damit anfangen, das Werk des Hallenser Bauingenieurs Herbert Müller („Schalenmüller“) zu würdigen und seine wertvollsten Bauten zu schützen. Nicht nur in Sydney, Brasilia und Malmö, auch in Halle soll das ehemalige Raumflugplanetarium seinen alten Glanz wenigstens äußerlich zurückgewinnen. Als eine Art "Stonehenge" der Nachkriegs-Moderne soll es davon zeugen, dass im Osten nicht nur "nicht alles schlecht" gewesen ist, sondern manches sogar richtig gut war!
Der Abend klang aus mit einer Lichtinstallation des Hallenser Aktionskünstlers István Seidel unter dem Motto: "Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen." (Schopenhauer)
Genau so ist es!
D.S.
Scheffler, Tanja. Eine Zukunft für Sigmund Jähn. Bauwelt 22/2015, S. 6-7
http://www.bauwelt.de/themen/betrifft/Eine-Zukunft-fuer-Sigmund-Jaehn-2352020.html
http://www.moderne-regional.de/neue-perspektiven-fuer-ein-raumflugplanetarium/
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