Am WuK hatte am 29. November im Kapitel 8 ("Gott ist tot") das Stück "Spiegel und Schatten" von Tom Wolter + Tomy Suil (Halle Saale) seine Uraufführung. Ein Theaterabend für freie Geister mit Tom Wolter und Tomy Suil und mit Texten von Nietzsche
Es ist eine der beiden Uraufführungen des Kapitels 8 („Gott ist tot“) im WuK am Holzplatz: Tom Wolters Nietzsche-Abend, den zusammen mit dem Musiker (und Mitspieler) Tomy Suil gestaltet. Ein Abend für jene, die den sinistren Nietzsche treffen möchten, den verquälten, wahnhaften, existenziellen.
Es beginnt schon dunkel. Der Raum ist spärlich erleuchtet, herein geschoben wird nach irrem Gekicher im Eingangsbereich Nietzsche (erkennbar am überdimensionalen Schnurrbart) auf einem kleinen beräderten Podest. Im folgenden Monolog berichtet ein Mann von der schicksalhaften Begegnung mit einem Buch, sein Leib biegt sich unter der Last der Erfahrung, im Hintergrund bereitet der andere klirrend Tee zu (übertragen von den Lautsprechern), sodass man nur mit Mühe versteht.
Dann Nietzsche selbst. Akrobatik mit Mikro und Kabeln auf dem kleinen Podest, der Mann windet und versteigt sich, redet, liest aus Briefen vor, sinniert über seine Schriften und sein Schreiben und was das alles mit ihm zu tun habe. Exzellente Nietzsche-Kenner*innen mögen Stellen aus den Schriften wiedererkennen. Immer wieder die Zwischenfrage: „Habt ihr mich verstanden?“ Schließlich die Selbstüberhebung, dass sein Denken die „die Geschichte der Menschheit in zwei Hälften spaltet.“
En Zerquälter, Gescheiterter, Umnachteter, der sich da auf der dunklen Bühne das Wort genommen hat. Den luziden Denker und Philosophen, dessen Werk die Entwicklung der modernen Philosophie so überaus befruchtet hat, findet man in dieser Inszenierung nicht.
Eine große Rolle spielt die Musik, nicht nur bei Nietzsche, sondern auch in der Inszenierung – Tomy Suil am Klavier verrückt das Bestürzende dieses übersteigerten Denkens in die Musik.
Empfehlung: Ansehen, vorher aber noch mal Nietzsche lesen.
Nächste Aufführungen: 6.+21. Dezember, 17. Januar, jeweils 20 Uhr.