Im Frühjahr 2018 ging das Projekt "1000 Gärten - das Soja-Experiment" der Universität Hohenheim und der Freiburger Taifun Tofu GmbH in seine dritte Runde. Ziel des Projekts ist es, neue Sojasorten zu züchten, die an das Klima in Deutschland angepasst sind und sich für die Tofu-Herstellung eignen.
Bisher wachsen hiesige Sojabohnen vor allem in warmen Gegenden wie Südbaden. Die Initiatoren des Projekts hoffen darauf, mit neu gezüchteten Sorten den Sojaanbau auch in kühleren Regionen zu etablieren. Jeder der diesmal etwa 1200 Projektteilnehmer erhielt zwölf Tütchen Saatgut mit unterschiedlichen Bio-Sojastämmen, wobei ein gewisser Schwund schon einkalkuliert war.
Während in den vergangenen Jahren Hagel, zu viel Regen und Schneckenfraß einige Versuchsteilnehmer entmutigten, war es 2018 die anhaltende Trockenheit. Die Versuchsleitung orientierte darauf, nur gelegentlich zu gießen, um den Bedingungen im maschinellen Freilandanbau nahe zu kommen. Nach meinen Erfahrungen (D. S.) reichte das nicht, ich musste von Mitte Mai an jeden zweiten Tag kräftig bewässern, um alle Pflänzchen bei Laune zu halten. Auch zwischendurch gab es für den Gärtner viel zu tun. Neben der "Beikraut-Bekämpfung" war vieles zu dokumentieren, zum Beispiel Blühbeginn, Blütenfarbe, Pflanzenhöhe und Reifezeit. Die Daten waren in Online-Formulare der Universität Hohenheim einzutragen. Eine gemeinsame Blogplattform der Sojagärtner dient dem Erfahrungsaustausch. Neben Kleingärtnern beteiligen sich auch Schulgärten, Kitas, Umweltprojekte, Transition-Town-Gruppen, Bürgergärten u. a. am Versuchsbetrieb.
Inzwischen ist die Erntezeit gekommen, die geernteten Sojabohnen werden eingetütet und zur Auswertung nach Hohenheim geschickt. Erste Bewertungskriterien sind Inhaltsstoffe wie Eiweiß- und Ölgehalt. Um aus einer Sojabohne guten Tofu herzustellen, brauchen die Verarbeiter einen Eiweißgehalt von mindestens 43 Prozent. Der kommerzielle Partner Taifun-Tofu in Freiburg verarbeitet dann in seiner hauseigenen Labor-Tofurei die besten Bohnen aus den Auswertungen zu kleinen Tofus, die danach eingehend auf Festigkeit, Ausbeute und Geschmack getestet werden.
Durch die bundesweite Verteilung der Versuchsfelder zeichnen sich auch schon erste Trends ab. Qualitativ unschlagbare Resultate kommen aus den Tälern von Rhein, Main und Donau - wenn es dort hinreichend regnet. Aber auch östliche Regionen rund um Berlin, Leipzig, Halle und Magdeburg scheinen sich gut für den Anbau von Soja zu eignen. Mit der Firma "Saalesoja" auf Gut Döllnitz besitzt unsere Region sogar einen "Leuchtturm" bäuerlicher Bio-Soja-Begeisterung.
Vor dem Hintergrund zunehmender Extremereignisse muss die Bewässerung von Soja-Kulturen wohl noch einmal grundsätzlich diskutiert werden. Züchterisch lösbar scheint das "chronobiologische Problem" zu sein: Soja stammt ursprünglich aus China und richtet seinen Blühbeginn nach einer bestimmten Tageslänge aus. Bei uns sind die Tage länger, die Vegetationsperiode ist hingegen kürzer als in Ostasien. Zum geeigneten Blühtermin sind die Tage bei uns längst zu lang, die Pflanze wartet vergebens auf den Lichtreiz und blüht dann irgendwann, um Wochen zu spät. Die Projekt-Initiatoren der 1000 Gärten wollen nun nicht etwa zur neuen "Genschere" greifen, sondern hoffen auf geeignete Kreuzungen im Rücklauf der über 12000 Ernteergebnisse aus der gesamten Bundesrepublik.
Doch bis aus den Kreuzungen eine neue Sojasorte wird, dauert es noch mindestens drei bis vier Jahre. 2019 will man noch einmal nach geeigneten Kreuzungen suchen. Dann werden die besten Kreuzungen an Züchter abgegeben, die sie nochmals weiterentwickeln. Danach muss die Sorte noch zugelassen werden – allein dieses Verfahren dauert zwei Jahre.
http://www.sojafoerderring.de/
Fotos privat