Eine Petition von privaten Naturschützern fordert aktuell "Keine weitere Wasserentnahme aus dem Hufeisensee für die Bewässerung des Golfplatzes!" Die Denkschrift richtet sich an den Oberbürgermeister, weil von der Unteren Wasserbehörde des Rathauses immer neue Sondergenehmigungen zur zusätzlichen Wasserentnahme aus dem Hufeisensee für die Rasenpflege des Golfclubs bewilligt werden.
TV Halle hat einen durchaus kritischen Beitrag dazu produziert, der allerdings mit veralteten Zahlen operiert. Wie sieht es nun ganz aktuell am Hufeisensee aus? Am 4. Juli 2019 lag der Schwimmer des Wasserentnahmearms auf dem Seeboden auf (siehe Foto), was nicht unbedingt der Normalzustand eines gepflegten Gewässers sein sollte? All zu viel Wasser kann also gar nicht mehr entnommen werden. Die Wasserskiläufer beschweren sich schon, dass sie nur noch aus dem Wasser heraus starten können, weil ihre Startrampe inzwischen viel zu hoch aus dem Wasser ragt. Alles kein Problem, beschwichtigen die Größen des Golfclubs auf der Petitionsseite:
"Der niedrige Wasserspiegel ist in aller erster Linie der trockenen Witterung geschuldet. Es ist schlicht Unsinn, den Wasserstand des Sees auf die Wasserentnahme zur Bewässerung der Grünflächen zurückzuführen. Insbesondere ein angebliches Absinken des Grundwasserspiegels kann nicht auf die Entnahme zur Bewässerung zurückgeführt werden."
Wobei der niedrige Wasserspiegel natürlich auch mit der gegenwärtigen Trockenperiode zu tun hat. Doch die Wasserentnahme für die Rasenpflege wirkt hier verschärfend, indem sie einen Teil des Wassers einer höheren Verdunstung aussetzt und den anderen Teil in den Abraum- und Müllschüttungen unter dem Golfplatz versickern lässt, die längst nicht das Wasserhalte-Vermögen natürlich gewachsener Böden haben. Das ist eine Frage der Geschwindigkeit: das verrieselte Wasser ist viel schneller auf der Grundwassersohle des Areals zwischen Europachaussee und Reide angekommen, als es an der Oberfläche etwas bewirken könnte. Im Hufeisensee kommt jedenfalls kaum etwas von dem Wasser wieder an, was ihm zur kostenlosen Rasenpflege entnommen wird. Das könnte auch die immer noch gute (bis sehr gute) Qualität des Wassers erklären, das sich noch im See befindet - mit der Ausnahme Vinylchlorid.
Der Rasen des Golfplatzes sieht inzwischen ziemlich bemitleidenswert aus (siehe Galerie). Der Golfplatzbetreiber müsste sich wohl dazu durchringen, Wasser von der HWA zuzukaufen, was bei so vielen glänzend betuchten Golfsportler*Innen doch kein Problem sein dürfte?
[rl_gallery id="21077"]Petition zur Wasserentnahme aus dem Hufeisensee
Beitrag von TV Halle zum Hufeisensee
Fotos: Sievers
Grundwasserkörper statt Grundwassersohle trifft zu. Beim Wasserpfennig können Sie davon ausgehen, dass der nach dem Prinzip "rechte Tasche - linke Tasche" von städtischen Einrichtungen finanziert wird. Und bei der Bodenbeschaffenheit kann man viel behaupten. Ich erinnere mich an umfangreiche Müllablagerungen zu DDR-Zeiten auch im westlichen Außenbereich des Sees.
Ich bin ein wenig überrascht, wie leichtfertig in diesem Artikel zahlreiche alternative Fakten geschaffen werden. Vielleicht sollte man vorher ein wenig genauer recherchieren. Um ein paar Punkte anzusprechen:
Wie kommen Sie darauf, dass unter dem Golfplatz Abraum- und Müllschüttungen sind. Der gesamte Bereich nördlich und nordwestlich des Sees ist gewachsenes Gebirge mit natürlich gewachsenen Böden, wo weder Müll noch Abraum aus dem ehemaligen Tagebau verkippt wurden. Einzig im Bereich der Innenkippe gibt es Abraum, was allerdings nur einen kleinen Teil des Golfplatzes ausmacht.
Und selbst unter Annahme, dass ein Teil des Beregnungswassers im Untergrund versickert, dann kommt es nicht auf der Grundwassersohle an, sondern speist den vorhandenen Grundwasserkörper. Der Hufeisensee wird eben aus nördlicher und nordwestlicher Richtung angeströmt. Der Teil des Beregnungswassers, welcher versickert, speist also das Grundwasser und strömt wieder dem See zu. Es wäre somit eine Art Kreislauf und wäre nicht "verloren".
Eine kostenlose Rasenpflege wird es auch nicht sein, denn soweit ich weiß, muss für Wasser, welches über wasserrechtliche Genehmigungen aus Grundwasser und Oberflächenwasser entnommen wird, ein sogenannter Wassercent gezahlt werden. Keine Ahnung, wie hoch der ist, aber Kosten entstehen dadurch trotzdem (auch wenn diese wahrscheinlich günstiger sein werden als bei der HWS gekauftes Wasser).
Ich bin bei weitem kein Freund des Golfplatzes und schon gar nicht des sinnlosen Wasserverbrauchs für solche Flächen, aber solch schlecht recherchierte Artikel sind der Sache nicht dienlich, sondern sorgen eher dafür, dass man von den Verantwortlichen Entscheidern bei Stadt und Golfclub nicht ernst genommen wird.