Knapp 200 Jahre nach der Uraufführung (1829) von Goethes „Faust. Der Tragödie erster Teil“ hatte am 25. Mai in der Volksbühne am Kaulenberg „Faust als Solo“ Premiere. Alleiniger Darsteller: Jonas Schütte. Von Kalauer über Witz bis hin zu Egoschelte war alles vertreten.
Natürlich darf man auch einen ehrwürdigen Text durch den Kakao ziehen. Schließlich ist Goethe ja tot und möglicherweise hätte ihm das sogar Spaß gemacht. Den Zuschauerinnen und Zuschauern am Sonnabendabend in Halles erstem Zimmertheater hat es das jedenfalls. Gleich zu Beginn wird berühmte „ach!“ in Fausts Eingangsmonolog („Habe nun, ach!“) gegen den Strich gebürstet und als zutiefst deutsches Gestöhne entlarvt und auch sonst wurde der Text zum großen Vergnügen des Publikums recht heftig beharkt. Wagner (Fausts Famulus/Gehilfe) fiel samt Osterspaziergang einem Streichakt zum Opfer (das Publikum durfte immerhin die ersten Verse rezitieren: ach!: Wie tief uns dieses Erbe sitzt!), später ereilte den armen Valentin (Gretchens Bruder, von Faust umgebracht) das gleiche Schicksal. Zum Schlusse gar, nachdem dem Text jede Philosophie ausgetrieben worden war, wurde ihm noch eine von außen angetragen: Faust sei ein Lehrstück zum Thema „krachend“ fehlgeschlagener Ego-Trip, aus dem wir nun rein gar nichts gelernt hätten.
Witzig, lustig, Jonas Schütte vom Feinsten; nur manchmal etwas zu sehr Kabarett und schenkelklopfende Heiterkeit. Nun ja, Goethe hätte es gelassen genommen. So etwas wie den „Faust“ hat ja schließlich nicht jeder geschrieben.
Empfehlung: hingehen!
Nächste Vorstellung: 7.06.2019, 18:30 Uhr