Jonas Schütte in seinem Zimmertheater

Thea­ter: Ein Mann – ein Stück

„Romeo vs. Julia – Lie­be auf Able­ben" an der hal­le­schen Volks­büh­ne (Zim­mer­thea­ter) 

„Romeo vs. Julia - Liebe auf Ableb„Romeo vs. Julia - Liebe auf Ableben“ mit und von Jonas Schütte

„Romeo vs. Julia - Lie­be auf Able­ben“ mit und von Jonas Schütte

Shake­speares „Romeo und Julia“ ist kein Stück, dass durch ein klei­nes Figu­ren­en­sem­ble auf­fällt: Aus­gangs­punkt der Hand­lung ist schließ­lich der Zwist zwei­er Vero­ne­ser Fami­li­en mit all ihren Ange­hö­ri­gen, Nahe­ste­hen­den usw. – den Capu­lets (Julia) und den Mon­ta­gues (Romeo). In „Romeo vs. Julia“ bringt Solo­dar­stel­ler Jonas Schüt­te allein alle Figu­ren, die er für wich­tig hält, auf die Büh­ne. Die­se ist leer bis auf den einen. Dem Zuschau­er wird also viel men­ta­le Arbeit abver­langt: Er muss sich die gesam­te Kulis­se vor­stel­len – sowohl den nächt­li­chen Gar­ten der Capu­lets als auch den Bal­kon, auf den Romeo klet­tert, um sei­ne Gelieb­te zu tref­fen, sowohl den Vero­ne­ser Markt als auch die Gruft, in der bei­de ster­ben. Und dabei auch schon mal, men­tal natür­lich und still, die Rol­le einer Koni­fe­re oder eines Ole­an­ders im Gar­ten ein­neh­men. Oder her­aus­fin­den (still), wer jeweils wer ist, also ob eine schnell ange­ris­se­ne Figur nun eben zum Lager der Capu­lets oder dem der Mon­ta­gues gehört.

Dem Dar­stel­ler (und Her­stel­ler des Tex­tes) ist dabei Shake­s­pae­res  Vor­la­ge weni­ger wich­tig als der Kon­takt zu sei­nem Publi­kum. Er sucht einen heu­ti­gen Zugang zum Gesche­hen: Da tref­fen sich zwei Teens aus ver­fein­de­ten Clans, wol­len ein­an­der, gera­ten in Schwie­rig­kei­ten und drü­cken sich über all das in All­tags­spra­che (Pro­sa) aus. Heu­tig. Nur manch­mal flasht ein Schnip­sel Shake­s­paere­scher Blank­vers hin­ein. Schließ­lich gibt es für das berühm­te Ende nicht nur eine deut­sche Ver­si­on, son­dern „The Inter­na­tio­nal Dying of Romeo and Juliet“ auf Ita­lie­nisch, Schwei­ze­risch und Fran­zö­sisch.  Die Zuschau­er dür­fen sich dann  wün­schen, in wel­chem "Natio­nal­cha­rak­ter" sie die Sze­ne noch sehen wol­len:  Japa­nisch, Öster­rei­chisch oder Ame­ri­ka­nisch (à la Schwar­zen­eg­ger), der Style von Bol­ly­wood und Enten­hau­sen waren im Ange­bot. Romeo ali­as Ter­mi­na­tor (Schwar­zen­eg­ger) stirbt mit einem gewal­ti­gen „Boom!“ und reisst uns alle mit in den Unter­gang. Men­tal natürlich.

Lus­ti­ges Thea­ter und viel Durch-den-Kakao-Gezie­he. Nur ein Man­ko: es ist doch zu wenig Shake­speare im Spiel.

Auf jeden Fall aber: hin­ge­hen und lachen.

Die nächs­ten Auf­füh­run­gen: 23.03. 19:30 Uhr und 29.03., 19:30 Uhr

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