Ende April fand in der „Goldenen Rose“ die Premiere einer neuen Veranstaltungsreihe „Tell your Story“ statt. Aus Syrien geflohene Männer erzählten in lockerer und angenehmer Atmosphäre zu Lichtbildern aus ihrem Leben vor und nach Kriegsbeginn.
Neben den Erzählenden waren auch Geflüchtete aus weiteren Ländern sowie erfreulich viele Interessierte Menschen als Zuhörer anwesend. Initiator des Gesprächskreises ist Ludwig Schlereth vom Verein „voluntari e.V.“, der sonntäglich bereits einen Lauftreff für jedermann veranstaltet. Seine Projekte laufen auf Freiwilligenbasis mit Hilfe von engagierten Hallensern.
Schönes und Trauriges erfahren
Ziel der Erzählabende sei es, die Geschichten publik zu machen, einen Einblick in das Leben der Hergekommenen zu geben. In der Veranstaltungsgruppe bei Facebook hieß es: „persönliche Geschichten über Heimat, Familie, Leben, Krieg, Erlebnisse, Flucht, Vertreibung und Hoffnungen auf ein Leben nach dem Krieg“. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf den Themen „Familie“, „Leben“ und „Hoffnung“. So konnten die Zuhörer neben bedrückenden Details insbesondere auch von schönen Erlebnissen mit den Familien in Damaskus und nach der Ankunft in Deutschland erfahren.
Nach einer kurzen Einleitung stellte sich zunächst Baha Aldean Idris vor. Ursprünglich kommt er aus Palästina, lebte mit seiner Familie jedoch in Syriens Hauptstadt Damaskus. Seine Reise führte von Damaskus durch etwa zehn verschiedene Städte in sieben Ländern: Syrien, Türkei, Griechenland, Serbien, Kroatien, Österreich und Deutschland - bis nach Halle. Dies sei zwar nicht besonders kompliziert gewesen, doch reiste er für sich - ohne Familie oder Freunde. Zudem musste er sich für die Finanzierung Geld leihen, alleine an den Grenzübergängen bezahlte Baha etwa insgesamt 3.000 Euro an Schleuser.
Begegnung mit allen Sinnen
In der Pause konnte das persönliche Gespräch gesucht und eine Kleinigkeit aus der syrischen Küche gegessen werden. Anschließend erzählte Mohammed Helwani von seinem Leben. Vor einem Jahr und acht Monaten sah er seine Familie zum letzten Mal. Mohammed machte seinen Master in IT, zu Beginn des Krieges zog er dann aber nach Erbil, da er dort Arbeit fand. Der Job gefiel ihm nicht so gut wie erwartet, weshalb es ihn letztlich nach Deutschland verschlug. Seine Reise verlief etwas komplizierter, so verbrachte er zwei Stunden in einem mit Wasser gefüllten Boot. Hier in Deutschland steht die Arbeit für ihn erst einmal an vorderster Stelle. Mohammed hofft jedoch, irgendwann seine Doktorarbeit schreiben zu können.
Besonders gelungen waren die Bildpräsentationen, die die Geschichten der jungen Männer unterstützten. Vor allem die Schönheit der Stadt Damaskus und die Zuversicht in den Gesichter auf den Reisefotos faszinierten. Zudem war die Veranstaltung zweisprachig organisiert - alles wurde ins Deutsche beziehungsweise ins Arabische übersetzt. Baha Aldean Idris sprach sehr viele Passagen bereits in deutsch, obwohl er seinen Sprachkurs erst seit zwei Monaten belegt.
Ein gelungener Versuch
Initiator Ludwig Schlereth zeigte sich erfreut: „Das ist hier alles nur ein Versuch, aber wir haben ja heute gemerkt, dass das super läuft. Wir haben auf jeden Fall vor, weitere Veranstaltungen dieser Art durchzuführen.“ Für alle, die neugierig geworden sind, heißt das: Abwarten, regelmäßig informieren und vielleicht ja sogar bei der Umsetzung helfen!