Nächste Demo: Müll abladen/ „Bock auf Mobbing?“ Im Dezember riefen solche anonymen Handzettel an der Universität in Halle zu einem Müll-Flashmob auf. An einem Mittwochabend im Dezember sollten alle volle gelbe Müllsäcke mitbringen und diese als Gruppe gemeinsam vor dem 24- Stunden- Edeka in der Ludwig- Wucherer- Straße ablegen, als Zeichen „gegen die Müllverschwendung und Verpackungswahn“.Gespannt warteten an diesem Abend ein halbes Dutzend Fotografen vor dem besagten Edeka. Dazu überwachte die Polizei mit ebenso vielen Dienstwagen jede Straßenecke, um den wütenden Müll-Mob an dieser unangemeldeten Ordnungswidrigkeit zu hindern. Schließlich kamen nicht 400 Leute, nicht 40, es kamen vier Studenten. Die Organisatoren waren allein geblieben. Trotzdem, mit gemalten übergroßen Pappkartons marschierten sie auf den Edeka zu. Da wartete bereits der Marktleiter auf die Anti- Abfall- Demonstranten. Die Studierenden brachten ihr Anliegen im Gespräch vor, der Marktleiter beteuerte, dass er gegen Müllverschwendung auch nichts machen könne, und dabei blieb es. Der „Flash“ war da, nur der „Mob“ fehlte, die Aktion scheint gescheitert zu sein.
Der „Flashmob“ (zu deutsch etwa „Blitzmeute“), also ein kurzer, scheinbar spontaner Menschenauflauf in der Öffentlichkeit, wird meist übers Internet organisiert. Bei der Müll-Demo hat es nicht geklappt. Wer aber im neuen Jahr weiter gegen die Politik, die Wirtschaft, „die da oben“ oder einfach aus Prinzip protestieren möchte, für den gibt es hier einige Inspiration zur kreativen Beschwerde:
Mit der Sitzblockade, auch „sit-in“ genannt, lassen kann sich Bahngleise, Straßen und Gebäude für längere Zeit ganz bequem besetzen. Solange man sich nicht ankettet oder gegen das Wegtragen durch die Polizei wehrt, ist das auch legal.
Als „Tanzguerilla“ nutzen Aktivisten den öffentlichen Raum zum Tanzen. Mit einem Ghettoblaster oder eigenen Kopfhörern und Musik-Player tanzen sie fröhlich in Kaufhäusern, auf öffentlichen Plätzen und Straßen. Ohne jegliche Gewalt, aber voller Humor.
Schließlich machte der „Standing Man“ aus der Türkei im letzten Jahr den stillen Protest bekannt. Nach den wochenlangen gewalttätigen Demonstrationen stand der Künstler Erdem Gündüz mehrere Stunden lang einfach nur auf dem Taksim Platz in Istanbul stillschweigend da. Dem symbolischen Protest schlossen sich spontan hunderte Menschen an.
Und was wird aus der Anti-Müll-Demo? Die Studenten wollen weitermachen, dies sei erst der Anfang gewesen, verkündeten sie im Dezember. Ob sie die Hallenser mobilisieren können?
Markus Kowalski/ Text & Foto
Foto: Studierende diskutieren bei ihrem Flashmob mit
dem Marktleiter des 24-h-Edeka