Vom 13. bis zum 18. März fand in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu die zweite Weltkonferenz der Basisfrauen statt. Auch aus Halle waren drei Frauen nach Nepal gereist, um teilzunehmen oder bei der Vorbereitung zu helfen. Andere blieben hier und verfolgten die Konferenz per Video. Monika Heinrich für die „hallesche störung“:
„Weltumspannend – zukunftsweisend – bewegend“, so titelte die "Rote Fahne" in ihrer Aprilausgabe 2016, zwei Wochen nach einem frauenpolitischen Weltereignis. Damit sie nicht die einzige Zeitung bleibt, die darüber berichtet, möchte ich hier einiges über die 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen berichten. Täglich verfolgten wir von Halle aus die Videos von der Konferenz, auf dem ich auch immer Frauen aus Deutschland entdeckte und auch unsere drei Hallenserinnen, die mit dabei waren.
Schon aus der Ferne bekam ich Herzklopfen vor Begeisterung, dass so viele Frauen, rund zweitausend - so bunt, so fröhlich, so kraftvoll - sich einig waren bei den ernsten Themen und sich diesen stellten: der Frauenfrage auf unserer Erde. Dafür reisten Delegierte aus dreizehn afrikanischen Ländern, aus acht asiatischen Ländern, aus dreizehn Ländern Europas, aus vier Ländern des mittleren Ostens und aus zwei Ländern Lateinamerikas an.
Weitaus mehr Länder unterstützten diese Weltfrauenkonferenz finanziell und moralisch. Zur Auftaktdemo mit 2000 Teilnehmerinnen bildeten die nepalesischen Frauen beim Marsch durch die Stadt links und rechts eine Kette entlang des Blocks, um ihre „Gästinnen“ zu schützen. Auf den Straßen von Kathmandu soll es nämlich heiß hergegangen sein. Die Ampeln waren meist ausgestellt, Zebrastreifen wurden ignoriert. Manchmal stand ein Polizist auf der Kreuzung und regelte den Verkehr. Wenn eine über die Straße wollte, musste sie schon energisch Präsenz zeigen und mit der Hand das Auto stoppen bzw. den Autofahrer dazu bringen, sie durchzulassen. Natürlich war es während der Demo nicht so chaotisch, sie war ja ordnungsgemäß angemeldet. An den folgenden Tagen beteiligten sich ca.1300 bis 1600 Teilnehmerinnen an den verschiedenen Aktivitäten, Konferenzen und Workshops.
Spenden und Unterstützung im Vorfeld
Etwa 40 Brigadistinnen, vorwiegend aus den Niederlanden und Deutschland, waren Wochen zuvor angereist, um nötige Vorbereitungen für diese sechs Tage Veranstaltung zu treffen, und weitere rund 250 Freiwillige waren abwechselnd tätig, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Im Vorfeld hatten wir in Halle für Ilona Spenden gesammelt, um sie als Brigadistin nach Kathmandu fahren zu lassen. Wir waren begeistert, als wir sogar noch den Teil des Fluges für eine Tunesierin zusammen bekamen. In einem armen Land wie Nepal, das 2015 auch noch zwei der schwersten Erdbeben überstehen musste, ist es umso erstaunlicher, wie Frauen voller Kraft am Aufbau und an Veränderungen in ihrer Heimat mittun wollen. Jetzt erst recht! So hieß es, als erst im Dezember 2015 das Signal kam – die 2. Weltfrauenkonferenz findet statt. Und bei den Spendensammelaktionen, die noch drei Wochen vorher in Kathmandu getätigt wurden, konnten die Frauen erfahren, wie sich die Bevölkerung mitreißen ließ. Fast alle hatten gespendet – so gut sie eben konnten. Ilona aus Halle war bereit, sich für die Arbeiten einteilen zu lassen, die nötig waren, und so war auch die Hygiene ihr Zuständigkeitsbereich. Sie spannte die beiden anderen aus Halle, Marion und Ramona, gleich nach ihrer Ankunft mit ein.
Und Ramona war schon froh, dass sie keine Klos putzen musste. Hygiene gehört nun auch mal zu den Rahmenbedingungen, um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltungen gewährleisten zu können und diese sollten mit möglichst wenig Aufwand, wenig Geld effektvoll sein. Es war dann auch spürbar, dass aufgestellte Papierkübel benutzt wurden und nicht alles wie üblich rumflog. Rumflog – die Luft in der Stadt ist nämlich nicht die reinste. Ilona lief außerhalb der Gebäude fast nur mit Mundschutz herum. Nur selten am Tage war von frischer Luft zu reden, und Marion hatte nach 14 Tagen auch stärkere Atembeschwerden. Doch all diese Probleme wurden klein, wenn die Frauen bei den Veranstaltungen waren. Tageszeitungen und TV-Sender waren vor Ort und zeigten Interesse.
Staatspräsidentin mit Herzblut
Die Konferenz repräsentierte ein breites Spektrum. Christlich organisierte Frauen aus Uganda waren da, Landfrauen aus Namibia, Textilarbeiterinnen aus Bangladesch, junge Industriearbeiterinnen aus Europa, Gewerkschaftsfrauen aus Marokko, Aktivistinnen des Kampfes gegen Gewalt an Frauen aus Indien, Repräsentantinnen des Weltfrauenmarsches aus Afrika, Frauen aus internationalen Zusammenschlüssen wie SOLVODI, aus Organisationen wie International Women‘s Alliance oder Terre des Femmes und aus revolutionären Parteien. Es sind nicht alle aufzuzählen, die es für wichtig erachteten, dabei zu sein, um neue gemeinsame Ziele zu stecken, die in einer Resolution verabschiedet wurden. Zum Schluss der Konferenz war eine 40köpfige Delegation zu einem Besuch bei der Präsidentin des Landes, Bidhya Devi Bhandari, eingeladen. „Ich habe die Resolution von Kathmandu mit meinem Herzblut unterschrieben", betonte sie.
Freude und Tränen
Zu den vielen traurigen Geschichten, die Frauen erlebt hatten und von denen berichtet wurde, möchte ich gar nichts weiter sagen. Marion musste sehr oft mit den Tränen kämpfen, aber die gesamten Tage waren für sie ein Fest, wie sie es noch nie erlebt hatte und auch Ilona meinte, dass es das schönste Ereignis seit der Geburt ihres Sohnes gewesen sei, und der ist erwachsen. Wie gesagt, die vielen kraftvollen Frauen waren dennoch fröhlich. Oft sprangen sie bei Veranstaltungen mit auf die Bühne, und es wurde gemeinsam getanzt – am Rande der Konferenz und jeden Abend sowieso. Beim Songcontest, für dessen Veranstaltung der afrikanische Kontinent zuständig war, gewann die 12jährige Kejsi aus Gelsenkirchen mit dem Lied „Women of the world arise" –„Frauen der Welt erheben sich". Das ist auch nötig, um dem Motto „Frauen der Welt erklimmen die höchsten Berge" näher zu kommen. Auch Ramona, die eigentlich nur nach Nepal wollte und zum Fotografieren mitgefahren ist, meint: „Die Teilnahme an der Konferenz hat etwas in mir bewirkt. Ich bin so beeindruckt und denke jetzt anders über die Frauen in der Welt nach. Ich möchte auch etwas tun, aber vielleicht erst mal vor Ort, denn hier gibt es auch noch genug zu tun."
Monika Heinrich
weitere Informationen: http://conferenciamundialdemujeres.org/