Mohio e.V., der Friedenskreis Halle e.V. und der Weltladen Halle veranstalteten am 12.05. gemeinsam eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Wie fair ist Fairer Handel?“. Vor 80 interessierten BürgerInnen diskutierten unter Leitung von Dr. Hans-Joachim Döring Axel Hansen, freiberuflicher Wirtschaftsjournalist, Stefan Bockemühl, Geschäftsführer von EL PUENTE sowie Kurt Damm, entwicklungspolitischer Referent von Fairtrade Deutschland.
Während es sich im ersten Teil der Diskussion hauptsächlich um die Frage drehte, ob der Faire Handel Anreize zu minderer Qualität liefere, ging es später um die Kritikpunkte am System des Fairen Handels: Wie viel bekommen die ProduzentInnen eigentlich von dem ab, was die KonsumentInnen für ein Päckchen fairen Kaffee bezahlen? Sollte man nicht besser dazu beitragen, dass ein größerer Teil der Wertschöpfungskette im Anbauland der Produkte selbst bleibt, wie es die Fairhandelsvertreter für richtig befinden, oder solle man lediglich die Rohstoffe importieren und die Weiterverarbeitung in Europa stattfinden lassen (so das Votum des Wirtschaftsjournalisten)?
Mehr Öffentlichkeit für FAIR TRADE
Der Weltladen Halle ist das Fachgeschäft für den Fairen Handel in der Stadt. Da wir ausschließlich mit fairen oder nachhaltigen Produkten handeln, sind wir aus ganz praktischen Gründen an der Diskussion um die Kritik am Fairen Handel interessiert. Wir rechnen damit, dass die Berichterstattung über den Fairen Handel in Zukunft zunehmen wird, weil der Umsatz im Fairen Handel zweistellige Zuwachsraten zeigt und müssen uns deshalb auch mit den Kritikpunkten auseinander setzen – schließlich wollen wir auch auf Kundenfragen regieren können und nicht riskieren, dass die Kunden uns weglaufen. Generell ist es uns ein Anliegen, Themen rund um den Fairen Handel in die Öffentlichkeit zu bringen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Klar wurde im Laufe der Diskussion, dass der Faire Handel sich immer wieder neu definieren und verändern muss, sich immer weiterentwickelt. Schlechten Kaffee, der aus Solidarität getrunken wird, das gibt es schon lange nicht mehr – heute werden auch im Fairen Handel Qualitätskontrollen durchgeführt.
Kleine Schritte ohne Anspruch auf die Universallösung
Klar wurde auch, dass der Faire Handel sehr viel mehr bedeutet als bessere Löhne und Preise für die Produzenten. So wird beispielsweise die Ware vorfinanziert, es bestehen langfristige Geschäftsbeziehungen und die kleinen Kooperativen hätten ohne den Fairen Handel überhaupt keinen Marktzugang, wie Stefan Bockemühl darlegte.
Doch auch die praxiserfahrenen Vertreter des Fairen Handels auf dem Podium merkten an, dass der Faire Handel nicht alle Probleme sofort lösen kann. Dennoch wollen sie mit kleinen Schritten an der Verbesserung arbeiten – beispielsweise wird im Fairtrade System als Reaktion auf die Kritik nun eine Überarbeitung der Kriterien und Arbeitsbedingungen für SaisonarbeiterInnen durchgeführt.
Auf Augenhöhe mit den Produzent*innen
Viele Themen konnten nur kurz angeschnitten werden, das zeigt, wie umfangreich das Thema ist. Im Anschluss an die Veranstaltung blieben viele Besucher noch, um sich untereinander auszutauschen.
Als Mitarbeitende im Weltladen wissen wir, dass die Importorganisationen unserer Produkte direkte Beziehungen zu den ProduzentInnen haben. Dadurch wissen sie untereinander von den jeweiligen Problemen und Herausforderungen. So können sie eine transparente Handelsbeziehung auf Augenhöhe finden sowie Methoden, den Fairen Handel voranzubringen.
Sarah Böhm
Eine Welt e.V. Halle / Weltladen Halle an der Saale
http://www.weltladenhalle.de/
Bild: © Weltladen-Dachverband/C. Krackhardt
Foto von den Weltladen Fachtagen in Bad Hersfeld