„Bäuerliche Landwirtschaft der Zukunft ermöglichen“ - So lautete das Motto zum diesjährigen 'Tag der Landwirtschaft' Anfang Februar in Halle. Themen wie die aktuelle EU-Agrarpolitik, die Rolle der Landwirtschaft in der Klimadiskussion und das Gespräch zwischen Landwirten und Politikern standen auf dem Programm.
Seit Monaten gehen die Landwirte auf die Straße und Demonstrieren für mehr Akzeptanz und einen fairen Umgang mit ihrem Berufstand. Anlässe dafür sind die Politikmaßnahmen, wie das Insektenschutzprogramm, die Düngeverordnung, das Höfesterben und die Aufteilung der Förderprogramme der GAP‘21.
Forderung nach gesetzlichen Korrekturen
Gleich zu Beginn kam als mögliche Antwort das seit längerem geforderte Agrarstrukturgesetz auf. Darin müsse der Share Deal von Boden reguliert und eine juristische Begründung des Erwerbs dargelegt werden, forderte Dr. Ophelia Nick (Bündnis 90/die Grünen). Auch Reiko Wöllert (Landwirt und Bundesvorstand des AbL) ist dafür, den den Anteilskauf für Boden gesetzlich zu korrigieren. Der Erwerb von Grundstücken sei im Vergleich zu Betrieben stark reglementiert, was einen ungesunden Einfluss auf Agrarstrukturen habe. Wöllert schlug vor, dass auch Landwirtschaftsgesellschaften die Möglichkeit erhalten sollen, Flächen kaufen zu können, um kleinen Betrieben und Quereinsteigern Boden zukommen zu lassen. Bernhard Daldrup (CDU, MdL Sachsen-Anhalt, Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forst Sachsen-Anhalt) betonte, die Kapitalbildung verhindere, dass bewirtschafteter Boden bei den Bewirtschaftern bleibe.
Richtig und sinnvoll fördern
Als Perspektive für die GAP’21 Reform wurde auch das Punktesystem für die Verteilung von Direktzahlungen angesprochen. Kerstin Eisenreich (Die Linke, MdL Sachsen-Anhalt, agrarpolitische Sprecherin) betonte noch einmal, dass eine reine Flächenförderung nicht sinnvoll sei, sondern im Gegenteil falsche Förderungen das Landleben sogar kaputtmachen würden.
Die AbL bekräftigte die Forderung, dass die Landesregierung aktiv werden müsse, damit Gelder in den Bundesländern verbleiben und den Landwirten im Bundesland zugute komen könnten. Dadurch könnten negative Skaleneffekte vermieden werden. Weiterhin sollte es darum auch zur Kappung der 1. Säule der GAP kommen und dafür das Greeningprogramm verpflichtend werden.
Klimawandel und Landwirtschaft
Eine zentrale Frage der gesamten Veranstaltung lautete „Welchen Beitrag bringt die Landwirtschaft- bzw. Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf landwirtschaftliche Unternehmen und umgekehrt, welchen Beitrag bringt die Landwirtschaft?“. Dazu erklärten alle Teilnehmer der Diskussionsrunde, dass die Landwirtschaft einem großen Wandel unterliege und bisher global der größte Leidtragende sei, die Landwirtschaft sei Teil des Problems und Teil der Problemlösung. Beispielsweise könne die Bewirtschaftung von Mooren CO2 binden, jedoch liege viel in den Händen der Politik, dass die Landwirtschaft klimafreundlich produzieren kann. Bekannt sei auch der große Einfluss der mineralischen Düngung auf den Klimawandel. Politische Maßnahmen seien zudem auf globaler Ebene zu ergreifen. Dennoch sei bei all den Umweltmaßnahmen das Ziel einer unternehmerischen Landwirtschaft nicht außer Acht zu lassen, entgegnete Herr Daldrup, der unternehmerische Gewinn solle nicht vom Staat vorgegeben werden.
Wege zur Nachhaltigkeit
Doch was kann man nun konkret in der Landwirtschaft verändern?
Auch hier waren Frau Dr. Nick, Frau Eisenreich und die AbL größtenteils derselben Ansicht, die Tierbestände müssten reduziert werden. die Verzehrsgewohnheiten an tierischen Lebensmitteln müssten sich in Deutschland um mindestens 25 Prozent reduzieren. Ökogische Tierproduktion allein ist nicht die Lösung, denn der Grad der Bewirtschaftung ist entscheidend für die Biodiversität, erklärte Herr Wöllert. Für die Bevölkerung müsse verständlich werden, wofür die Direktzahlungen gut sind und wie diese genutzt werden.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. bildet eine Art Schnittstelle für landwirtschaftliche Betriebe untereinander aber auch für Landwirte und Verbraucher. Sie verknüpft ökonomische und ökologischer Erfordernisse der Produktion und engagiert sich für eine möglichst regionale (Direkt)Vermarktung. 1980 bildete sich aus dem Arbeitskreis Junger Landwirte sich die AbL als Verein in Baden-Württemberg als Opposition zum Deutschen Bauernverband als Interessenverband kleiner und mittlerer Betriebe.