Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht in der ca. 14 ha großen Spülasche-Deponie des früheren Kohlekraftwerkes Halle-Trotha einen sehr sensiblen Teil des Landschaftsraumes zwischen der Stadt Halle (Saale) und der Gemeinde Petersberg, Ortsteil Sennewitz.
... Das Gebiet ... dient als Lebens- und Rückzugsraum sowie Durchgangsbereich für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Ferner ist davon auszugehen, dass dieses Gebiet als Kaltluft-Entstehungsgebiet fungiert, was nicht nur für den Standort mit seinem direkten Umfeld von entscheidender Bedeutung ist, sondern auch für die besiedelten Gebiete in der Stadt Halle (Saale) und der Gemeinde Petersberg, Ortsteil Sennewitz. Auf Grund der oben genannten Ausgangsbedingungen gilt es, nach Auffassung des AHA, bauliche Eingriffe jeglicher Art am Deponiekörper zu unterlassen. ...
Vom Grundsatz her ist die Nutzung erneuerbarer Energien umfassend zu begrüßen. Jedoch verliert ein derartiges Vorhaben die umweltpositiven Auswirkungen, wenn die oben genannten Gefahren und Beeinträchtigungen drohen. Abgesehen von der Tatsache, dass mehr verbaute Flächen auf Dächern, an Wänden und Plätzen als Baufläche für Solaranlagen dienen sollten, hält es der AHA für notwendig, im Rahmen eines Energiekonzeptes der Region geeignete Standorte zu suchen und zu prüfen, um Konflikte mit dem Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz auszuschließen.
Trotz der mehrfach geäußerten Mahnungen und schweren Bedenken seitens des AHA hat die EVH auf dem westlichen Spülasche-Deponiegelände der Köthener Straße eine 12 Megawatt (MW) - Photovoltaik-Freiflächenanlage mit 32.000 Modulen errichtet und dem Vorhaben den Namen „Solarpark Phönix – Bauabschnitt I und II“ gegeben. Der geplante „Solar- und Biodiversitätspark Phönix III“ auf der Spülasche-Deponie östlich der Köthener Straße soll eine Fläche von 3,8 ha beanspruchen, wovon 3,4 ha Waldbestand sind. ...
Auf Grund der eingangs erwähnten Ausgangslage, führte der AHA am 29.09.2020 eine Begehung am Standort des geplanten "Solar- und Biodiversitätsparks Phönix III" durch. Zwischen Halle-Trotha und Sennewitz ist dort in den vergangenen 25 Jahren ein Pionierwald entstanden, der sich weiter entwickeln sollte. ... Der Umweltbericht zu "Phoenix I+II" sprach vom Verlust eines wertvollen Kaltluft-Entstehungsgebietes für die Bewohnerinnen und Bewohner von Halle-Trotha und Sennewitz. Davon ist ebenfalls im Falle der Errichtung von "Phoenix III" auszugehen.
Im möglichen Planungsprozess wird auch die Wirtschaftlichkeit der beabsichtigten Anlage zu betrachten sein. Bei dem massiven Überangebot von Solar- und Windstrom am Markt greift das Argument der Eigenversorgung städtischer Gebäude zu kurz. Die Gebäude benötigen auch bei Dunkelheit und Windstille Strom, was die Grundlast-Problematik verschärft.
PhöniXXX!
Bei der anschließenden Begehung des „Solarparks Phönix I+II“ durch die Mitglieder des AHA zeigten sich überbreite Schotterwege auf den Haldenkörpern und Zäune direkt an den Haldenkanten. Große Schrottteile liegen in den Entwässerungsgräben der Halden. Feldsteinhaufen sind auf Schotterflächen voll der Sonne ausgesetzt, meterweit vom nächsten grünen Fleck entfernt. Die ursprüngliche Vegetation wurde komplett abgeräumt, Baumstümpfe, Bauschutt und Gerümpel zu riesigen Haufen zusammengeschoben, in denen nur schwer eine ökologische Bedeutung erkennbar ist.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Begehung war somit schnell klar, dass dem Schutz und Erhalt sowie der sukzessiven Entwicklung des nunmehr bedrohten sehr vielfältigen Landschaftsbestandteiles und Kaltluft-Entstehungsgebietes eindeutig der Vorrang gegenüber dem umwelt-, landschafts- und naturzerstörenden Vorhaben "Solar- und Biodiversitätsparks Phönix III" mit ebenfalls klimatisch zweifelhaftem Ruf einzuräumen ist.
Der AHA lädt daher interessierte Naturfreund*innen zu botanischen, entomologischen und ornithologischen Bestimmungs- und Kartierungsarbeiten für eine eigene Expertise ein. Auch für Klimakundler ist der Standort interessant, da zwei weitere Solarparks in unmittelbarer Nähe das lokale Klima schon stark beeinflussen. Ferner möchte der AHA zur Mitwirkung in einer ehrenamtlichen Arbeitsgruppe Energie und Klimaschutz aufrufen. Wer Interesse hat, mitzuwirken, wende sich bitte an den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder in der Großen Klausstraße 11 oder schreibe eine E-Mail an: aha_halle@yahoo.de
(leicht gekürzt)
[rl_gallery id="22656"]Fotos: Sievers