Fair (engl. anständig, gerecht, partnerschaftlich) zu sein und zu handeln, gilt den meisten von uns als moralisches Gebot, jemanden als unfair zu bezeichnen, ist fast eine Beschimpfung. In Veranstaltungen und Aktionen rund um den WELTLADENtag am 9. Mai geht es darum, wie FAIR wir sind, wenn wir EINKAUFEN …
Seit 20 Jahren findet am zweiten Sonnabend im Mai der Weltladentag und der Internationale Tag des fairen Handels statt. Ein Grund, zu schauen, was der Hallesche Weltladen, der in der Rannischen Straße beheimatet ist, in diesem Zusammenhang unternimmt.
Die hallesche störung sprach mit Marion Feuerstein vom Eine Welt e. V. Verein Weltladen Halle an der Saale.
Stö: Frau Feuerstein, was ist das Anliegen der Weltladenbewegung für fairen Handel?
M.F.: Fairer Handel ist damit angetreten, zu beweisen, dass Handel unter partnerschaftlichen, fairen und menschenwürdigen Bedingungen möglich ist. Erste Weltläden entstanden in den 70er Jahren. Sie waren für lange Zeit Nischen, in denen es fair gehandelte Produkte zu kaufen gab und gibt. Mittlerweile hat sich nicht nur die Qualität verbessert, die Produktpalette hat sich erheblich erweitert, es sind überwiegend Bio-Produkte. Fair gehandelte Produkte haben auch ihr Nischendasein verloren und finden sich in Supermärkten, Discountern, Cafés und Restaurants. Kenntlich gemacht werden diese Produkte mit dem Transfairsiegel.
Stö: Worin genau unterscheidet sich denn fairer Handel von „konventionellem“?
M.F.: Ich zähle Ihnen mal die wesentlichen Unterschiede auf:
- alle an der Handelskette Beteiligten erzielen einen Gewinn
- Preise werden im Dialog ausgehandelt
- Käufer zahlen fristgerecht und leiten in der Regel Vorauszahlungen
- langfristige Handelsbeziehungen und Abnahmeverträge bieten Sicherheit
- Sicherheit am Arbeitsplatz und nachhaltige Anbaumethoden sind selbstverständlich
- Transparenz ist ein Schlüsselwort im fairen Handel: Ein Produkt soll nachvollziehbar sein entlang der Lieferkette; es gibt Infos zu Handelspartnern, zur Produktbeschaffenheit, zur Preiskalkulation etc. Vor allem hier geht der konventionelle Handel in eine völlig andere Richtung: Komplexe Lieferketten mit zahlreichen Subunternehmen und Zulieferern über den Globus verteilt, sind undurchschaubar. Verantwortung und Verantwortlichkeit für eklatante Menschenrechtsverletzungen verwischen sich. „Mutterunternehmen“ erklären sich für unzuständig.
Stö: Was muss aus Ihrer Sicht getan werden?
M.F.: Seit 2011 gibt es UN-Leitprinzipien für Wirtschafts- und Menschenrechte, die auch von der Bundesrepublik unterzeichnet wurden. Bis 2016 soll ein Aktionsplan erarbeitet werden, in dem diese Leitprinzipien umgesetzt werden. Daran knüpft die Kampagne „Mensch. Macht. Handel. Fair“ an. Damit sollen deutsche Unternehmen dazu verpflichtet werden, die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Menschenrechte und Umwelt zu identifizieren; Unternehmen sollen für eingetretene Schäden haftbar gemacht werden können; Betroffene aus dem Ausland sollen vor deutschen Gerichten klagen können. Dafür werden wir am 9. Mai Unterschriften sammeln, die Ende 2015 der Bundesregierung überreicht werden und in die Debatten einfließen.
Stö: Welche Aktionen plant der Weltladen Halle?
M.F.: Am 9. Mai selbst werden wir mit der Aktion „Haftbefehl! Tatorte des unfairen Handels“, die unserer Dachverband angeregt hat, auf die Menschenrechtsverletzungen, die bei Produktion von Südfrüchten, technischen Geräten oder Kleidung, an der Tagesordnung sind, hinweisen und Unterschriften für unsere Forderung sammeln, dass die Bundesregierung für eine gesetzliche menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für deutsche Unternehmen durchsetzt.
Am 11. Mai, einem Montag, wird im Rahmen der Filmreihe GLOBALE in Halle der Film 'DRITTE WELT IM AUSVERKAUF' gezeigt. Wir sind Partner dieser Veranstaltung. Anschließend wird Frederike Gehrigk vom IAMO-Agrarforschungsinstitut mit den Zuschauer_innen über die Ursachen und Folgen der Landkäufe diskutieren.
Am 12. Mai laden wir zusammen mit dem mohio e.V., Verein für Bildungsarbeit und Medienkompetenzvermittlung und dem Friedenskreis Halle e.V. zur Podiumsdiskussion „Wie fair ist Fairer Handel? - Podiumsdiskussion zur aktuellen Kritik“ ein. Die Veranstaltung findet im Stadthaus Halle (Marktplatz 2) statt und beginnt um 18 Uhr.
Dabei soll die Kritik, die auch medial in vergangener Zeit thematisiert wurde, aufgenommen und diskutiert werden.
Stö: Was ist denn Ihre Vision für den fairen Handel?
M.F.: Wir träumen davon, dass es eines Tages keine Weltläden mehr geben muss, sondern dass es überall und überwiegend faire Produkte geben wird, die unter nachvollziehbaren Bedingungen in partnerschaftlichen Geschäftsbeziehungen hergestellt werden.
Stö: Frau Feuerstein, vielen Dank für die Informationen.
Weitere Informationen für unsere Leser_innen:
Weltladen Halle
Weltladendachverband
Mit Marion Feuerstein sprach Marianne Heukenkamp