"Wir sind jung, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" und "Hopp Hopp Hopp – Kohle Stopp". So hallten die Sprechchöre von schätzungsweise 150 jungen Menschen am Freitag über den Marktplatz.
Zu Jahresbeginn haben sich auch in Halle Schülerinnen und Schüler zu einer Schulstreikaktion unter dem Motto "Fridays for Future" zusammengeschlossen. Unterstützung bekommen sie dabei von "Ende Gelände Halle", Greenpeacejugend und weiteren Gruppen.
Einige Passanten erzürnen sich im Vorbeigehen über die Anmaßung der jungen Menschen, die Schule auf diese Weise zu versäumen. Manche gehen auch aktiv auf die Demonstrierenden zu, um sie über den "Klimaschwindel" aufzuklären. Diese nehmens freundlich und gelassen. Unter lautem Jubel und Beifall forderte Aktivistin Hannah von „Ende Gelände Halle“ dann in einer kämpferischen Rede den sofortigen Kohleausstieg.
"Junge Generation saß nicht am Verhandlungstisch"
Peter geht in die 11. Klasse der IGS, ist engagiert bei BUND-Jugend und Greenpeace, und benennt den Grund für die radikal erscheinende Forderung: "Wichtig ist uns zu sagen, der ausgehandelte Kohlekompromiss kein gesellschaftlicher Konsens ist. Wir als Schülerinnen als junge Generation saßen gar nicht mit am Verhandlungstisch. Ein Kohleausstieg nach 2030 trägt nicht zur Einhaltung der globalen Klimaziele des Pariser Klimaschutzabkommens bei und ist deutlich zu spät."
Über die Rolle Deutschlands befragt antwortet Peter: "Ich denke Deutschland hat eine Vorreiterrolle. Wenn wir zeigen, dass es ohne Kohle geht, werden auch andere Länder und Nationen nachziehen."
Bei den Demos und Schulstreiks soll es nicht allein bleiben. Mit Blick auf örtliche Energieunternehmen und die lokal anzugehende Energiewende möchten die Aktivisten mit Politikern, Lehrern und Interessierten ins Gespräch kommen.
"Der Markt reguliert sich nicht selbst"
Und nur an den Symptomen sich zu reiben, ist einigen zu wenig. "Ich würde als Problem immer grundsätzlich den Kapitalismus benennen, weil es in diesem möglich ist, durch Aufbau von Vermögen eine unglaubliche Macht zu erreichen.", erklärt ein weiterer Aktivist, der in Halle zur Schule geht. "Weil man den Druck hat dieses Vermögen dem Kreislauf zu entziehen und man einen hohen Einfluss auf die Wirtschaft hat. Und durch das Anhäufen von Kapitals einfach den Markt regulieren kann. Der Markt reguliert sich nicht selbst, sondern die Konzerne die mächtig auf diesem Markt sind, regulieren ihn."
Bei so viel Reflektion und Selbstorganisation müsste den Schülerinnen und Schülern eigentlich ein Praktikumszeugnis von ihren Schulen ausgestellt werden. Es macht Mut für die Zukunft, das zu erleben. Ab sofort gibt es jeden Freitag ab 11 die Gelegenheit dazu.