'Mehr Diplo­ma­tie wagen' - Initia­ti­ven von unten zum Weltfriedenstag

Am heu­ti­gen Anti­kriegs­tag fin­den bun­des­weit wie­der hun­der­te Mahn­wa­chen, Gedenk­ver­an­stal­tun­gen und Pro­test­de­mons­tra­tio­nen der Frie­dens­be­we­gung statt, so in Leip­zig, Hal­le, Mag­de­burg, Tor­gau oder Wer­ni­ge­ro­de. Auf­ge­ru­fen haben unter ande­rem der DGB und das Netz­werk Frie­dens­ko­ope­ra­ti­ve.    

'Stär­ke des Rechts statt dem Recht des Stärkeren'

Sach­sen-Anhalts DGB-Che­fin Wie­de­mey­er for­der­te in ihrem Auf­ruf, fried­li­che Ansät­ze zur Kon­flikt­lö­sung nicht aus dem Blick zu ver­lie­ren:  „Uns Gewerk­schaf­ten eint die Über­zeu­gung, dass dau­er­haf­ter Frie­den und eine sta­bi­le inter­na­tio­na­le Frie­dens­ord­nung nur mög­lich sind, wenn sich die Stär­ke des Rechts durch­setzt – und nicht das Recht des Stär­ke­ren. Die Welt braucht Frie­den! Jeder Euro, der zusätz­lich für Auf­rüs­tung aus­ge­ge­ben wird, fehlt an ande­rer Stel­le. Neue Waf­fen­sys­te­me dür­fen nicht mit der Schlie­ßung von Kran­ken­häu­sern oder dem Ver­zicht auf Zukunfts­in­ves­ti­tio­nen bezahlt wer­den.“ Auch im offi­zi­el­len DGB-Auf­ruf zum 1. Sep­tem­ber fin­det sich eine Auf­for­de­rung an die Bun­des­re­gie­rung, "mehr Diplo­ma­tie" zu wagen.

"Wir soll­ten ver­ste­hen, um zu handeln"

Auch die Kul­tur mel­de­te sich zu Wort: Die Lite­ra­tur­no­bel­preis­trä­ge­rin Elfrie­de Jeli­nek und der pazi­fis­ti­sche Lie­der­ma­cher Kon­stan­tin Wecker ver­öf­fent­lich­ten in der Frank­fur­ter Rund­schau einen Auf­ruf an Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten, aus allen Angriffs­krie­gen die­ser Welt zu deser­tie­ren. Dar­in heißt es:

"Schon fast 20 Mona­te dau­ert der völ­ker­rechts­wid­ri­ge Angriffs­krieg Russ­lands gegen die Ukrai­ne. Täg­lich wer­den Men­schen getö­tet und ver­stüm­melt. So wie bei allen impe­ria­len Krie­gen wie dem des NATO-Staa­tes Tür­kei gegen die Men­schen in Kur­di­stan und in den selbst­ver­wal­te­ten Regio­nen Roja­vas in Nord­sy­ri­en oder dem Krieg Sau­di-Ara­bi­ens im Jemen sowie in den ver­gan­ge­nen Krie­gen wie denen der NATO 1999 gegen die Repu­blik Jugo­sla­wi­en, 2001 gegen Afgha­ni­stan oder beim Krieg der US-geführ­ten „Koali­ti­on der Wil­li­gen“ 2003 gegen den Irak. Die Aus­sich­ten auf ein bal­di­ges Ende des Kriegs gegen die Ukrai­ne ste­hen schlecht, der Krieg ist zu einem „Abnut­zungs­krieg“ gewor­den. Er wird nicht gewon­nen wer­den, son­dern wie so oft in der Welt­ge­schich­te viel zu spät zu Ende gehen. Wir soll­ten ver­ste­hen, um zu handeln."

Vor­schlag von Brandt, Fun­ke, Kujat, Teltschik

Unter dem Titel "Frie­den ist mög­lich - ein Weg aus der Gefahr" haben vier maß­geb­li­che Exper­ten aus Poli­tik und Mili­tär einen gemein­sam aus­ge­ar­bei­te­ten Ver­hand­lungs­vor­schlag für eine diplo­ma­ti­sche Lösung vor­ge­legt. Bei den Autoren han­delt es sich um den ältes­ten Sohn von Ex-Kanz­ler Wil­ly Brandt, Prof. Dr. Peter Brandt, Pro­fes­sor Dr. Hajo Fun­ke (ehe­mals Otto-Suhr-Insti­tut der FU Ber­lin ), um den ehe­ma­li­gen Vor­sit­zen­den des NATO-Russ­land-Rates Gene­ral der Luft­waf­fe a. D. Harald Kujat und um den ehe­ma­li­gen Lei­ter der Mün­che­ner Sicher­heits­kon­fe­renz Pro­fes­sor Dr. h. c. Horst Teltschik.  In dem Posi­ti­ons­pa­pier, das in der Schwei­zer Zei­tung Zeit­ge­sche­hen im Fokus und bei Tele­po­lis bespro­chen wird, heißt es unter ande­rem: "Schon seit eini­ger Zeit zeich­net sich ab, dass weder Russ­land noch die Ukrai­ne die­sen Krieg gewin­nen kön­nen, denn von kei­nem wer­den die poli­ti­schen Zie­le erreicht, deret­we­gen sie die­sen Krieg füh­ren. Die Ukrai­ne kann auch mit west­li­cher Unter­stüt­zung durch Waf­fen- und Muni­ti­ons­lie­fe­run­gen sowie durch die Aus­bil­dung ukrai­ni­scher Sol­da­ten Russ­land mili­tä­risch nicht besie­gen." Das Papier ent­hält fol­gend jeweils fünf Vor­schlä­ge an Russ­land und die Ukraine.


      Zei­tung gegen den Krieg >>  Nr.54


Waf­fen­still­stand jetzt!

Wie jeder Ter­ri­to­ri­al­krieg der Geschich­te wird auch der aktu­el­le euro­päi­sche Krieg durch Gebiets­ver­hand­lun­gen und ent­spre­chen­de Ver­trä­ge been­det wer­den. So ent­stand der Frie­de von Müns­ter, der Frie­de von Brest-Litowsk, der Frie­den von Ver­sailles, der Frie­den von Pots­dam und der Frie­den von Day­ton. Wenn die ver­ant­wort­li­chen Ent­schei­dungs­trä­ger im stets viel zu spä­ten Moment der "Kriegs­mü­dig­keit" dann am Tisch zusam­men­fin­den, wer­den längst aus­ge­ar­bei­te­te Plä­ne aus­ge­brei­tet und ver­han­delt. Weil der­ar­ti­ge Plä­ne garan­tiert auch im aktu­el­len Krieg bereits exis­tie­ren, aber der Öffent­lich­keit vor­ent­hal­ten wer­den, ver­öf­fent­li­chen wir einen sol­chen Vor­schlag, der mit­ten aus der Bevöl­ke­rung kommt.

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Frie­den braucht krea­ti­ve Ideen!

Gedan­ken zum Weltfriedenstag

Kei­ne Sei­te wird ihre maxi­ma­len Kriegs­zie­le errei­chen können.

Die Fol­ge ist ein end­lo­ser Stel­lungs- und Abnut­zungs­krieg mit schlei­chen­dem Eska­la­ti­ons­po­ten­zi­al bis zu einem Weltkrieg.

Das muss ver­hin­dert werden! 

Des­halb: WAFFENSTILLSTAND JETZT!

Erst­mal: 30 Tage Waf­fen­ru­he, Rea­li­tä­ten betrach­ten, Alter­na­ti­ven ausloten.

 

Vor­schlä­ge:

1. Russ­land zieht sich aus den Regio­nen Cher­son und Sapo­rischsch­ja zurück.

Von denen war vor dem Krieg nie die Rede und wur­den nur erobert, weil Ruß­land es konn­te und um ein Hin­ter­land für die Krim zu schaffen.

2. Über die Krim wird 20 Jah­re nicht gere­det. Russ­land wird die Krim über die Brü­cke von Kertsch ver­sor­gen müssen.

3. Die Ukrai­ne zieht sich aus den Gebie­ten Luhansk und Donezk (kom­plett) zurück.

4. Da (aber) gewalt­sa­me Gebiets­er­obe­run­gen nicht akzep­tiert wer­den kön­nen, käme, auch zur Ver­bes­se­rung der gesamt­eu­ro­päi­schen Sicher­heits­ar­chi­tek­tur nur ein Gebiets­aus­tausch in Frage…

5. Russ­land gibt (im Gegen­zug) das Gebiet Kali­nin­grad auf. Die­ses war his­to­risch nie Teil von Russ­land, ist Über­bleib­sel des 2. Welt­kriegs und im Moment (und auf Dau­er) ein Mes­ser im Rücken von EU und NATO. Kali­nin­grad / Königs­berg wird ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zone, spä­ter dann inner­halb der EU Sitz aller euro­päi­schen Insti­tu­tio­nen die Ost­see und deren Anrai­ner betreffend.

6. Die Mach­bar- und Wirt­schaft­lich­keit einer direk­ten Zug­ver­bin­dung (durch Polen) für die Ukrai­ne nach Königs­berg wird geprüft, um der Ukrai­ne einen eige­nen, unab­hän­gi­gen Zugang zur Ost­see zu ermöglichen.

7. Russ­land soll­te in Erwä­gung zie­hen, den Don­bass nicht zu annek­tie­ren, son­dern als Repu­blik, mit Ruß­land asso­zi­iert betrach­ten (Ände­rung der rus­si­sche Ver­fas­sung), um eine spä­te­re Wie­der­an­nä­he­rung an sei­ne euro­päi­schen Nach­barn zu erleichtern.

Glei­ches gilt für die Krim.

8. Die Ukrai­ne sieht von mili­tä­ri­schen Rück­erobe­run­gen ab (Ände­rung der ukrai­ni­schen Verfassung).

9. De fac­to wird die (Rest-) Ukrai­ne NATO-Mit­glied wer­den; ande­re Sicher­heits­ga­ran­tien wer­den nicht (mehr) funk­tio­nie­ren. Für Russ­land wäre das alle­mal siche­rer als eine etwai­ge bila­te­ra­le Ver­ein­ba­rung USA – Ukrai­ne, mit even­tu­el­len US-Trup­pen im Lande…

10. Russ­land zahlt Repa­ra­tio­nen an die Ukrai­ne für ent­stan­de­ne Kriegs­schä­den, in Form von Öl- und Gas­lie­fe­run­gen, nach Welt­markt­prei­sen abge­rech­net über die nächs­ten 20 Jah­re. Die Ukrai­ne kann davon auch weiterverkaufen.

11. Begin­nend mit den Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen wer­den schritt­wei­se die Sank­tio­nen gegen Ruß­land aufgehoben. 

12. Das Getrei­de­ab­kom­men wird wie­der aktiviert.

13. Alle Rüs­tungs­kon­troll- und Begren­zungs­ver­trä­ge wer­den schritt­wei­se wie­der eingesetzt.

 

Abschlie­ßend:

Die­se Vor­schlä­ge sind nicht dazu gedacht, einen end­gül­ti­gen Sta­tus zu schaf­fen oder Frie­dens­lö­sun­gen vor­weg zu neh­men, son­dern dem Weg dahin ein Tür­spalt zu öffnen.

Das Ende der deut­schen Tei­lung und damit der Weg­fall der inner­deut­schen Gren­ze haben gezeigt: alles ist mög­lich, kei­ne Gren­ze besteht ewig.

Die­ser Krieg muss enden, und wir Euro­pä­er müs­sen das sel­ber hinkriegen!

WAFFENSTILLSTAND JETZT!

 

 

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