Kaput­te Kampfmaschinen

Der Puma ist kaputt. Kom­plett. Der moderns­te, schnells­te, schwers­te, stärks­te Schüt­zen­pan­zer der Welt. Und der teu­ers­te. Er ist ein Fehl­kon­strukt, nicht gefecht­s­taug­lich, schießt nicht, und es hat sogar im Fah­rer­raum gebrannt. Weil ich die Puma-Pan­nen­pan­zer steu­er­lich mit­be­zahlt habe, müss­te ich frus­triert sein. Bin ich aber nicht.

Frus­triert wäre ich, wür­den von mir auch mit­fi­nan­zier­te Stra­ßen­bah­nen oder Züge defekt sein. Bei Pan­zern, die ich wohl oder übel (eher übel) mit­fi­nan­zie­re, bin ich bei Aus­fäl­len fast beru­higt statt frus­triert. Weil ich mir vor­stel­le, wie mein Alter Ego im Puma schuss­be­reit auf den Geg­ner zurast, den Feind. Der natür­lich nicht mein Feind ist, auch nicht mein Freund, weil wir uns gar nicht ken­nen. Den­noch sind wir bei­de über­zeugt von der Mis­si­on, erfüllt vom Kampf­geist oder gezwun­gen oder gut bezahlt ... Schiss krie­gen wir dann bei­de beim Anblick der Bord­ma­schi­nen­ka­no­ne und des Mün­dungs­feu­ers. Doch es pas­siert nichts, ihm nichts und mir auch nichts, wohl wegen glei­cher Defek­te – wel­che Erleich­te­rung. Wenn nur in mei­ner Kabi­ne kein Brand ausbricht!
Für kom­men­de Manö­ver die­nen der Bun­des­wehr nun die älte­ren Pan­zer namens Mar­der, die ich auch schon mit­fi­nan­zier­te. Das namens­ge­ben­de klei­ne­re Tier läuft nur 65 Kilo­me­ter pro Stun­de schnell. Pumas schaf­fen über 70 km/h. Also ein Rück­schritt in der Pan­zer­kul­tur, bis die Pumas repa­riert sind. Die Hee­res­füh­rung könn­te aber auch gleich neue Pan­zer bestel­len (sei­tens des Finanz­am­tes ist mei­ne Unter­stüt­zung abge­si­chert). Doch wie sol­len die hei­ßen? Der Flug­ab­wehr­ka­no­nen­pan­zer Gepard, dem das aller­schnells­te Land­tier (Renn­ge­schwin­dig­keit über 100 km/h) Vor­bild war, ist auch schon ver­al­tet. Doch der Rüs­tungs­in­dus­trie wird schon ein Name außer­halb der Groß­kat­zen­fa­mi­lie ein­fal­len; und sie ist für jeden Auf­trag dank­bar. Der Frie­de auf Erden dürf­te aber nicht ausbrechen.

Chris­toph Kuhn, 1951 in Dres­den gebo­ren, lebt als Schrift­stel­ler und Jour­na­list in Hal­le. Mit­glied des VS in ver.di und des PEN. Zuletzt ver­öf­fent­licht: Kein Weg zurück, Erzäh­lun­gen, 2018. Poe­sie­al­bum 348, Gedich­te, 201

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