Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (AHA) kritisieren die geplante Zerstörung eines flussnahen Biotops zugunsten einer "Flaniermeile" am Mühlgrabenufer. Dieser Teil der Saaleaue gestalte sich mit seinen Wiesen und Gehölzbeständen durchaus naturnah und bringe als grünes Band Auflockerung in die dichte Bebauung zwischen Domviertel und Klaustorvorstadt, so der AHA. Nicht erst das letzte Hochwasser vor habe deutlich aufgezeigt, dass auch dieser Teil der Saaleaue Bestandteil der Retentionsfläche der Saale ist.
Es sei unverantwortlich Pläne zur weiteren Flächenversiegelungen in den bisher unversiegelten Teil des Mühlgrabens voranzutreiben, welcher zudem als Kalt- und Frischluftkorridor fungiert. Schon bereits die im Jahr 2017 durchgeführten und später fortgesetzten Abholzungen entlang des Mühlgrabens für ein fachlich sehr zweifelhaftes gewässertouristisches Konzept, hätten zu unverantwortlichen und unsinnigen Eingriffen in Aue und Gehölzbeständen geführt, so der AHA. Beide Verbände fordern mit Nachdruck die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung der Stadt Halle (Saale) auf, dieses Vorhaben sofort einzustellen. Der Hallesche Landschaftsarchitekt und grüne Landttagsabgeordnete Wolfgang Aldag äußerte auf Nachfrage der "Halleschen Sörung" wenig Verständnis für die "Aufregung". Die Disskussion darüber sei lange abgeschlossen und alle Pläne hätten zuvor öffentlich eingesehen werden können.
Hallesche Baumschützer und Freunde innerstädtischer Grüninseln haben in letzter Zeit viel Grund gehabt für Kritik an der Kahlschlagpraxis bei öffentlichen Bau- und Sanierungsvorhaben. Egal ob Schulerneuerung im Paulusviertel, Neubau Salinemuseum, Lückenbebauung am Reileck oder "Schutzfällungen" am Uniring - immer läuft es dabei auf fast vollständige Planierung, Versiegelung oder radikale Abholzung hinaus. Nur mit Mühe und lautstarken öffentlichkeitswirksamen Aktionen gelingt es im Einzelfall einzelne Bauminseln oder Solitärbäume zu retten wie zuletzt in der Mansfelder Straße nach einer Aktion der BI "Bürgerïnnen für Bäume".