Seit wenigen Monaten gibt es in der südlichen Innenstadt eine neue selbstverwaltete Kultur-Location. Diese bietet Freiraum und jede Menge nichtkommerziellen Charme.
Hinter dem Projekt steht ein neuer Kulturverein, gegründet von jungen Menschen, die mit Leerstand und Brache etwas anzufangen wussten. Wir haben mit Jonas Röhler vom Drachenteam gesprochen.

© Openstreetmap
Wie seid Ihr denn auf diesen schönen exotischen Namen gekommen?
Bei der Bezeichnung "Lila Drache" handelt es sich um den Schimpf-Kosename von Margot Honecker, die in der Südlichen Innenstadt geboren und aufgewachsen ist. Anfangs eher im Spaß entstanden, hat sich der Name dann so schnell verselbständigt, dass uns schon vor der Eröffnung alle als Lila Drachen kannten und so haben wir's dann dabei belassen..
Auf welche Weise habt Ihr Euch als Projektteam zusammengefunden und Euch dann genau für dieses Objekt hier entschieden?
In uns keimte schon seit einigen Monaten die Idee, etwas auf die Beine zu stellen. Was – das wussten wir noch nicht so genau, weil die 6 - 7 Initiatoren, die fast alle in einer WG in der Südlichen Innenstadt lebten, sehr unterschiedliche Vorstellungen von dem Projekt hatten. Fest stand eigentlich nur, dass wir etwas schaffen wollten, was das kulturelle Angebot in Halle erhöht und dass wir dafür eine Örtlichkeit brauchen. Uns fiel dann recht schnell auf, dass alle Ladenflächen, die wir bis dato im Auge hatten, relativ schnell vergriffen waren und wir handeln mussten, wenn aus unserer Idee noch was werden sollte. Und als wir dann den Laden in der Rudolf-Breitscheid-Straße entdeckten, ging eigentlich alles recht schnell.
Was für eine Organisationsform oder Struktur habt Ihr gewählt und welche konkreten Ziele strebt Ihr an?
Die Örtlichkeit des Lila Drachen wird von uns als Kunst- und Kulturverein Südliche Innenstadt e.V. betrieben. Dabei versuchen wir ein breites Angebot von möglichst verschiedenen Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerten, Ausstellungen, Spieleabenden, Nachbarschafts-Cafés und vieles mehr anzubieten.
Euer Preiskonzept einer freiwilligen Spende ist in Halle etwas Neues und hat Euch als Non-Kommerz-Freiraum ziemlich schnell berühmt gemacht. Welche Erfahrungen gibt es bis jetzt damit?
Mit den Spenden haben wir bis jetzt recht gute Erfahrungen gemacht. Die meisten Leute zahlen bereitwillig, manchmal sogar ein bisschen mehr als unsere Spendenempfehlung, die leicht über dem Einkaufspreis liegt. Dazu muss man allerdings auch sagen, dass das ganze vor allem deswegen so sorglos funktioniert, da wir als nichtkommerzieller Laden uns in erster Linie durch die monatlichen Vereinsbeiträge refinanzieren. Als Herzensprojekt freuen wir uns, wenn am Ende die schwarze Null steht, falls nicht.. auch nicht schlimm.
Von Anfang an seid Ihr ja bestrebt, nicht nur eine studentische Community anzusprechen, sondern auch die Nachbarschaft hier einzubinden - wie wird das bis jetzt angenommen?
Es ist ok, aber es könnte gerne noch mehr werden. Wir möchten vermeiden als elitärer Zirkel wahrgenommen zu werden, der nur einen studentischen Habitus repräsentiert. Gleichzeitig sind aber fast alle Vereinsmitglieder Studenten und die meisten Leute, die zu den Veranstaltungen kommen und auch meist deren Freunde und Freundesfreunde. Diesen Clash aufzubrechen fällt uns noch schwer. Das versuchen wir mit Veranstaltungen wie unserem „Nachbarschaftscafé“ oder speziellen Events wie z.B. in der Weihnachtszeit, wo wir selbstgemachte Steinofenpizza und Glühwein angeboten und mit Kindern Kerzen gegossen haben. Dafür haben wir extra Flyer und Plakate drucken lassen und in der Nachbarschaft verteilt.
PS: Die Hallesche Störung gibts auch im Lila Drachen