Mitte Dezember 2017 erklärte Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand am "Saalestammtisch", dass er weiter für die Fertigstellung des Saale-Elster-Kanals zwischen Günthersdorf und Kreypau kämpfen werde. Die Städte Halle und Leipzig würden demnächst eine Absichtserklärung unterzeichnen, in der sie sich für den Weiterbau des Kanals einsetzen. Welche Szenarien sind in der Planung?
Sanierung von Schleusen und Schließung von "Lücken"
Schon im März 2017 wurde bekannt, dass der Ausbau der Saale nun im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) bis 2030 verankert sei. Die Vokabel "Restwasserstraße" kommt darin nicht mehr vor. Die Saale bleibt Bundeswasserstraße mit touristischem Schwerpunkt. In den kommenden Jahren will man einen zweistelligen Millionenbetrag für die Sanierung der fünf Schleusen Wettin, Rothenburg, Alsleben, Bernburg und Calbe verwenden.
Auch der "Lückenschluss" des seit 1943 unvollendeten Saale-Elster-Kanals soll zunächst planerisch in Angriff genommen werden. Dabei zeichnen sich drei mögliche Ausbau-Varianten ab.
1. Die Maximalvariante wird von den Lobbyisten des "Vereins zur Hebung der Saaleschifffahrt" propagiert, der die Strecke für Europaschiffe im Gütertransport ausbauen will, was auch den Neubau eines gigantischen Schleusen- oder Schiffshebewerks bei Wüsteneutzsch bedeuten würde, um die 22 m Höhenunterschied zwischen Saale und dem Kanal zu überwinden.
Auch Leuna will Wasseranschluss
2. Eine mittlere Variante wird im Rathaus Leuna entwickelt, wo Bürgermeisterin Dr. Dietlind Hagenau einen "sensationellen Fund" im Leunaer Stadtarchiv machte. Zitat: „Also ich sehe es so, dass wir für den Weiterbau des Saale-Elster-Kanals noch immer Baurecht haben.“
In dem fraglichen Dokument vom 29.11.1934 ging es zwar um die Verlegung eines Saalearms, aber die rührige Kommunalbeamtin wollte am liebsten sofort mit dem Weiterbau der acht fehlenden Kilometer des Saale-Elster-Kanals beginnen. Grundlage sollten alte Pläne der Preußischen und der Reichs-Wasserstraßenverwaltung sein. Diese Vorgehensweise hätte durchaus Vorteile geboten: Binnenfahrgastschiffe, schwere Yachten und Motorboote hätten genügend Platz gehabt. Güterschiffe, die einen derartigen Kanal befahren könnten, gibt es seit mindestens 50 Jahren nicht mehr.
Minimalvariante am verträglichsten für die Umwelt
3. Mit der kleinsten Variante könnten sich Heimatfreunde, Hobbysportler und Umweltschützer anfreunden. Der Kanalquerschnitt wird nur so groß gewählt, dass sich zwei Freizeit-KapitänInnen bequem begegnen könnten und die Randstreifen der alten Kanalflächen würden für Gewässerschutzstreifen, Blühstreifen und andere wertvolle Dinge zur Verfügung stehen.
Alle drei Varianten wären kostenaufwändig, neue Straßenbrücken müssten gebaut werden: für die B 181 bei Günthersdorf, die L 183 bei Kreypau, die L 184 bei Wüsteneutzsch, eine Gemeindestraße in Wüsteneutzsch und etliche Wirtschaftswege. Die riesige Schleusenruine von Wüsteneutzsch wäre abzutragen oder geschickt in den Neubau von Abstiegsbauwerk(en) einzubeziehen. Die im Jahre 2012 geschätzten 100 Millionen Euro Baukosten dürften locker überschritten werden. Der Kostenvergleich taugt also kaum für die Varianten-Abwägung.
Vision Wassertourismus
Hier könnte Halles Kommunalpolitik durchaus einmal ihre eigenen Interessen einbringen. Die Saalestadt braucht keine zusätzlichen Güterverkehrs-Verbindungen, würde aber gerne mehr Wassertouristen von auswärts begrüßen. Die kommen bisher fast nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda, weil sich das Stadtmarketing als ausdauernd unfähig erwiesen hat. Da wären eingespielte touristische Wasserwanderwege wertvoll, die die Lücken zwischen dem urbanen Leipzig, dem mittelalterlichen Merseburg und dem kulturaffinen Halle schließen könnten.
Die kleinste Variante wäre für die Bedürfnisse Halles optimal und auch der Bund der Steuerzahler könnte sich wahrscheinlich damit anfreunden. (D. S.)
http://www.saaleelsterkanal.de
http://www.saaleverein.de
http://www.steuerzahler-sachsen-anhalt.de