Die Stadt Halle wird den gesamten Oktober über Austragungsort eines internationalen Kunstfestivals mit dem Titel „Radio Revolten“ sein. Stadt, Festivalleitung und verantwortliche Kuratoren luden am 7. Juni zur gemeinsamen Pressekonferenz in die ehemalige Brauerei Rathausstraße.
In diesem und einem weiteren leerstehenden Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus werden im Herbst täglich Radio-Performances, Live-Hörspiele, Konzerte und Installationen zu erleben sein, die parallel auf einer eigenen UKW-Radiofrequenz und per Livestream in viele Radiostationen weltweit übertragen werden.
Innenstadt wird zum Kunst-Ort
Weitere Festivalorte sind die Konzerthalle Ulrichskirche, die Moritzburg, der Botanische Garten sowie der Rote Turm auf dem Marktplatz. Zum Begleitprogramm gehört neben einer medienhistorischen Ausstellung im Stadtmuseum auch ein begleitender wissenschaftlicher Kongress, der in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität, der BAUHAUS-Universität Weimar sowie der Universität Basel organisiert wird.
Der Festival-Schirmherr, Oberbürgermeister Bernd Wiegand, präsentierte als Auftakt nicht ohne Stolz beeindruckende Zahlen: rund 70 internationale Künstler, 50 Wissenschaftler und mehr als 200 Medienakteure werden die Möglichkeiten des Rundfunks als künstlerisches Medium thematisieren. Durch die Partnerschaft mit mehr als 30 Radiostationen von Berlin, Wien, London, Melbourne bis New York könne das Festival eine potenzielle Hörerschaft von 200 Millionen Menschen erreichen, so Wiegand. Ermöglicht werde dieses einmalige Ereignis durch öffentliche Fördermittel von insgesamt 420.000 Euro, unter anderem der Bundeskulturstiftung.
Radio ist öffentlicher Raum
Obwohl sie ihm von den Pressevertretern noch gar nicht gestellt wurde, beantwortete im Anschluss der künstlerische Festivaldirektor Knut Aufermann vorsorglich die Frage, was genau sich hinter dem Begriff „Radiokunst“ verbirgt. Gemeint seien Formen der künstlerischen Auseinandersetzung mit und durch das Medium Radio wie zum Beispiel Hörspiel, Klangkunst, Interventionen oder Performances bis hin zu Frequenzen oder ganzen Radiostationen, die durch Künstler betrieben werden. Bestes Beispiel für solch ein Kunst- oder Künstlerradio ist resonance.FM aus London, das am 1. Oktober mit einem Konzert des „Resonance Radio Orchestra“ in der Ulrichskirche das Festival eröffnen wird. Die temporäre UKW-Frequenz 99.3 MhZ werde die Radiokunst in Häuser, Autos und Büros tragen, so Aufermann, der als Radiokünstler gemeinsam mit seiner Kurator-Kollegin Sarah Washington bereits an der documenta und der Biennale von São Paulo teilnahm. Beide Künstler, die weltweit Radiokunstprojekte durchführen, loben die einzigartigen Möglichkeiten, die Halle als Ort für das Vorhaben biete. Neben Aufermann und Washington (GB) zeichnen weiterhin Anna Friz (Kanada), Elisabeth Zimmermann (Österreich) und Ralf Wendt (D) für das umfangreiche Programm verantwortlich. Die Koordination und Organisation liegt in den Händen der Halleschen Musikethnologin Helen Hahmann sowie bei Radio Corax.
www.radiorevolten.net
VIDEO: Komplette Pressekonferenz auf Youtube für Interessierte