Im Mai 2021 wäre Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmete die Lettiner Porzellanmanufaktur der widerständigen Kämpferin der „Weißen Rose“ eine Gedenkmedaille. Entworfen hat sie Sebastian Paul. Wir sprachen mit dem Berliner Bildhauer , der bis 2011 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein als Meisterschüler studierte.
Sophie Scholl ist Schulstoff. Vieles ist über sie gesagt und geschrieben worden. Wie hast Du Dich als Bildhauer der realen historischen Figur neu angenähert?
Ich wußte natürlich einiges über die Widerstandskämpferin und wie sie umgebracht wurde durch die Nationalsozialisten, aber ich hatte noch keinen persönlichen Bezug zu dem Menschen Sophie Scholl. Ich habe einiges gelesen, mich in die Biografie vertieft und Auschnitte aus den Verhörprotokollen studiert. Sie war sehr kunstinteressiert, hat gezeichnet, sich über Konzerte ausgetauscht. Und neben der konsequenten Haltung die sie bis zum Schluss behielt, war sie eben auch ein sehr feinfühliger, sensibler Mensch. Das hatte ich im Kopf, als ich an dem Portrait gearbeitet habe.
Medaillen sind ein traditionelles Segment der Gedenkkultur. Was ist die besondere Herausforderung für einen zeitgenössischen Künstler bei diesem Medium ?
Jedes Portrait ist Teil einer Gedenkkultur, ob es nun lebendgroß in Bronze gegossen ist oder als Relief auf einer Medaille. Man muss über viele handwerkliche Kenntnisse verfügen, es sei denn man schnitzt es in einem Zug. Meistens sind aber relativ viele Abformungen nötig und ein abwechselndes Arbeiten im Positiv und Negativ. Die Medaille ist nun sehr klassisch geworden. Das hat sicher auch mit der Achtung zu tun, die ich vor Sophie Scholl habe.
Welche Rolle spielte für Dich die Ästhetik des Porzellans als vorgegebenes Material?
Die Herausforderung ist, dass es doch sehr viel Zeit braucht, auch wenn es nur so ein kleines Relief ist. Das Porzellan empfinde ich als ein schwieriges Material, es schrumpft extrem und man darf nicht zu hoch aufbauen. Insofern schränkt es mich als Künstler auch schon sehr stark ein, weil viele Ideen technisch gar nicht umsetzbar sind.
Figürliche Darstellungen findet man viel in deinen Arbeiten. Welche Themen und neuen Projekte beschäftigen Dich aktuell?
"Der Träumer" und "Der Zweifler" sind zwei Arbeiten in Gips, die ich gerade wieder hervorgeholt habe. Die stehen jetzt da und warten auf den Herbst. Zum Sommer ist eine Ausstellung in der Oberpfalz in Bayern geplant mit dem Titel "und Königstein liegt doch am Meer". Dafür werde ich vor Ort zeichnen.
Gedenkmedaille Nr. 47
Entwurf: Sebastian Paul, Berlin
Ausführung (Modell- und Formbau): Olaf Stoy, Rabenau
Erscheinungsjahr: 2021
Auflage: 45 Stück
Durchmesser: ca. 11 cm
Preis: 72 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Die Medaille wird in einem hochwertigen Stülpkarton mit Medaillenpass geliefert. Sie kann über unsere
Homepage www.lettiner-porzellan.de bezogen oder in der Galerie Nord (Bernburger Str. 14 in 06108 Halle)
direkt gekauft werden.
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