Das so genannte „Medizinerviertel“ bietet zentrumsnahen bezahlbaren Wohnraum, hat aber kaum Bäume und Grünflächen. Eine Bürgerinitiative will das ändern.
Anfang Oktober wird es nach sieben schon dämmrig in der Friesenstraße. Das Atelier „Fiese8“ ist hell erleuchtet und die Tür ist weit offen. Neun Menschen der BI sitzen im Rund, und in der der Mitte liegen frische „Samenbomben“ in Zwölferpacks zum Mitnehmen. Doch vorher ist noch Sitzung und es gibt viel zu besprechen.
Viele Fragen & Viel zu tun
Wer macht was bei der kommenden Begrünungsaktion zum Freiwilligentag? Soll man die Hausbesitzer ringsum im Viertel direkt ansprechen? Wo bekommt man Lagerraum für Schubkarren? Welche Unternehmen könnten Grünpflanzen sponsorn oder deswegen angesprochen werden? Und was bedeutet es für das Viertel, wenn es wie aus dem Rathaus durchsickerte, offiziell zum Sanierungsgebiet ausgerufen werden wird - gibt es dann plötzlich Geld für Spielplätze, Baumgrün usw.? Und wird es bei der Planung dann eine Bürgerbeteiligung wie in Halle-Ost geben?
Katrin wohnt seit 16 Jahren im Viertel. Seit zwei Jahren ist sie in der BI aktiv - gemeinsam mit Mann Henning. Langes Diskutieren liegt ihr weniger als das gemeinsame Anpacken. „Das liegt vielleicht am Alter.Wir sind Anfang und Mitte vierzig und waren früher beim Malteserbund aktiv. Da gab es schon genug Gruppenprozesse.“ Aber ohne gemeinsame Abstimmung geht es nicht.
Die Mühen der Ebene
Marcus lebt seit vier Jahren im Viertel und hat die BI mit ins Leben gerufen. „Wir hatten große Träume und weit größere Pläne als heute“, berichtet er von der Anfangsphase. Heute werde das gemacht was mit der bestehenden Gruppe eben möglich ist: bepflanzbare Palettenmöbel, Rankelemente, kreative Laternenbepflanzungen. In den Nachbarstraßen fanden sich Pflanzkübel, die schon früher von einer Vorgänger-BI aufgestellt worden waren. „Die haben wir wiederbelebt und auch mehrere Patenschaften im Viertel aufgebaut“. Die Pflege einer Grüninsel gestaltet sich oft schwieriger als die Erstbepflanzung. „Entweder vertrocknet oder vermüllt alles irgendwann“.
Einen richtigen „grünen Daumen“ hat kaum jemand in der Gruppe, deren Mitglieder sich als „urbane Laien“ begreifen. Von der Bienenexpertin Bianca Richter haben sich die Aktivist*innen bienenfreundliche Pflanzen empfehlen lassen. Und es gibt einen guten Kontakt zur Stadt und zum Quartiersmanagement im Viertel. Ein grüner Landtagsabgeordneter kam beim Frühjahrsputz vorbei und spendete Blumenpflanzen. Noch im Herbst gibt es einen Bürgertreff mit Vertretern der Stadtverwaltung im Atelier. Und sogar der OB hat sich demnächst zu einem Besuch angekündigt.
Fördertöpfe der Stadt werden kaum genutzt
Um Häuser in der Stadt zu begrünen zu können, ist so ein naher Kontakt zur Administration nicht einmal notwendig. Es gibt einen ganz regulären kommunalen Fördertopf für Fassadenbegrünung, davon weiß nur kaum jemand. Bislang wurde erst ein einziger Antrag im Rathaus gestellt....
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