Offe­ner Brief zur Situa­ti­on der Stadt­bäu­me in Halle

Offe­ner Brief zur Situa­ti­on der Stadt­bäu­me in Hal­le an Herrn Bür­ger­meis­ter Egbert Gei­er, die Ver­wal­tung der Stadt Hal­le, die Stadt­rä­tin­nen und Stadt­rä­te, die Frak­tio­nen der Par­tei­en, Medien

Sehr geehr­ter Herr Bür­ger­meis­ter Gei­er, sehr geehr­te Stadt­rä­tin­nen und Stadt­rä­te, die geplan­te Fäl­lung der Lin­den in der Georg-Can­tor-Stra­ße 22 hat viel Auf­merk­sam­keit erregt. Wir wenden
uns aus die­sem Anlass an Sie und an alle, die sich dem Kli­ma­schutz ver­pflich­tet fühlen.

Der Schutz der bei­den Lin­den ist uns ein wich­ti­ges Anlie­gen, da alte Stadt­bäu­me einen uner­setz­ba­ren Wert für das Stadt­kli­ma und als Lebens­raum für zahl­lo­se Arten haben. Stadt­bäu­me haben Aus­wir­kung auf die Gesund­heit und das Wohl­be­fin­den aller Bürger*innen. Die Gescheh­nis­se, die zum jet­zi­gen Zustand der Bäu­me geführt haben, sind für uns sym­pto­ma­tisch für den acht­lo­sen Umgang mit die­sen wert­vol­len Ressourcen.

Im Juli 2023 emp­fahl ein Gut­ach­ten die Fäl­lung der bei­den Lin­den, weil von ihnen eine unmit­tel­ba­re Gefahr aus­gin­ge. Dar­auf­hin pas­sier­te mona­te­lang nichts. Erst am 23.02.2024 wur­de von behörd­li­cher Sei­te die Not­wen­dig­keit der Fäl­lung bestä­tigt. Am 16.04.2024 wur­den dann die Mie­ter infor­miert, dass die Fäl­lung 6 Tage spä­ter statt­fin­den soll­te. Akti­ver Wider­stand und Pro­test von Anwohner*innen, Unterstützer*innen sowie nis­ten­de geschütz­te Vögel ver­hin­der­ten die Fällung.

Ein von den Mieter*innen in Auf­trag gege­be­nes Zweit­gut­ach­ten wider­spricht dem Ergeb­nis des ers­ten Gut­ach­tens und zeigt Alter­na­ti­ven zur Fäl­lung auf. Aus unse­rer Sicht ist die aktu­el­le Situa­ti­on durch die jah­re­lan­ge Ver­nach­läs­si­gung der Bäu­me durch den Eigen­tü­mer ent­stan­den. Obwohl sich die Bäu­me auf pri­va­tem Grund­stück befin­den, sind sie durch ihre Wir­kung auf das Stadt­kli­ma All­ge­mein­gut. Sie spei­chern kli­ma­schäd­li­ches Koh­len­di­oxid, lie­fern Sauer­stoff, küh­len und rei­ni­gen die Luft, spen­den Schat­ten an hei­ßen Tagen, dämp­fen Lärm, redu­zie­ren Stress, beher­ber­gen Tie­re und prä­gen nicht zuletzt das Stra­ßen­bild – sie tra­gen zur Lebens­qua­li­tät bei.

Wir sehen die Eigen­tü­mer in der Pflicht, für den Erhalt die­ser wich­ti­gen Stadt­bäu­me zu sor­gen. Wir sehen aber auch eine Ver­pflich­tung der zustän­di­gen Ämter in der Stadt­ver­wal­tung, sich für Bäu­me und ihre Pfle­ge ernst­haft ein­zu­set­zen. Das pas­siert aktu­ell in Hal­le viel zu wenig. Ange­sichts der sich zuspit­zen­den kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen, ist die kom­mu­na­le Poli­tik und die Stadt­ver­wal­tung in der Pflicht, aktiv Kli­ma­schutz zu betrei­ben. Für den Kli­ma­schutz ist Baum­schutz ein wesent­li­cher Fak­tor. Des­halb for­dern wir von der Stadt­ver­wal­tung und der Stadt­po­li­tik stär­ke­ren Ein­satz. An jedem ein­zel­nen Baum und so auch an die­sen bei­den Lin­den zeigt sich, ob die Stadt ihrer Ver­ant­wor­tung für Baum- und Kli­ma­schutz gerecht wird. Wir for­dern die Ver­wal­tung der Stadt Hal­le auf:

- Fäl­lun­gen nur als letz­tes Mit­tel zu geneh­mi­gen und in jedem Ein­zel­fall Fäll­al­ter­na­ti­ven ernst­haft zu
prü­fen (gem. § 5 Absatz 2 der Baumschutzsatzung)
- Ent­schei­dungs­pro­zes­se trans­pa­rent zu gestal­ten und Bürger*innen früh­zei­tig einzubeziehen
- Unab­hän­gi­ge und qua­li­fi­zier­te Arten­schutz- und Baumgutachter*innen zu benennen

Ange­sichts der kli­ma­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen ist es höchs­te Zeit für ein grund­le­gen­des Umden­ken beim Umgang mit unse­rem Stadtgrün!

Hal­le im Mai 2024

Mit freund­li­chen Grüßen

- Bür­ge­rIn­nen für Bäu­me, nament­lich Anne-Mar­le­en Müller-Bahlke
- Akti­ons­bünd­nis Bäu­me Hal­le, nament­lich Valen­tin Endrass
- BUND-Regio­nal­ver­band Hal­le-Saa­le­kreis, nament­lich Ralf Meyer
- NABU, nament­lich Annet­te Trefflich
- Letz­te Genera­ti­on, nament­lich Chris­toph Eichert
- Fri­days for Future
- Ende Gelän­de Halle-Saale

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