Lange war es unklar, ob es in diesem Jahr einen Templersommer geben wird. Doch nun steht es fest: Auch im Jahr 2020 finden in Wettin bemerkenswerte Konzerte statt. Aufführungsort wird anstatt der Templerkapelle in Mücheln die Nikolaikirche in Wettin sein. Musikalisch reicht das Spektrum von Alter Musik über Folk oder Jazz bis hin zu Latino-Rhythmen. Wir sprachen mit Festival-Organisator und Mastermind Akki Schulz.
Was hat am Ende den Ausschlag gegeben für ein Ja zum Templersommer 2020?
Akki Schulz: Es war die Verständigung mit Pastor Andreas Schuster aus Wettin, der in den letzten Jahren immer wieder spannende Projekte in der Nikolaikirche (oben in der Stadt) veranstaltet hat. Zuletzt hatten wir – verordnungsbedingt ohne Gemeinde aber mit TV livestream - eine Karfreitagsmeditation gemeinsam gemacht, also nur Lesung und Baß innerhalb einer knappen Liturgie.
Er berichtete, dass die Nikolaikirche ungefähr 70 Personen auf Abstand hineinlassen kann (es gibt zum Hauptschiff noch Empore und Chorgestühl), und das hätte sich schon bewährt bei den Abiturfeiern des Burggymnasiums. Das war für mich erlösend, denn ich selbst hatte die Templerkapelle ausgemessen und kam auf 18 Personen, maximal 22, wenn man noch einen Kleingruppe („Cluster“) auf die kleine Empore ließe. Das hätte bedeutet, nur Solokonzerte zu veranstalten, weil es sonst einfach nicht lohnt.
Unter welchen Auflagen finden die Konzerte statt ?
Akki Schulz: Ich denke, es werden die gleichen eingespielten Rituale durchgeführt wie bei den laufenden openair – Veranstaltungen, etwa im Ulrichskirchhof, im Moritzburggraben oder auf der Oberburg: alle Eingelassenen tragen sich mit Namen und Adresse ein, erklären, dass sie sich nicht infektiös fühlen, gehen mit MNS – Maske zu ihren Plätzen. Dabei können nicht nur Paare, sondern auch Gruppen bis theoretisch 10 Personen, näher beieinander sitzen als 1,5 Meter. Sind die Plätze einmal eingenommen können die Masken abgenommen werden. Das habe ich zumindest zuletzt bei einer Trauung in der Brachwitzer Kirche so erlebt. Dort war ich eingeladen, mit Gesang und Baß die Musik zu gestalten, da die Gemeinde wegen des vermuteten hohen Infektionsrisikos ja nicht singen darf. Also, solange unser Publikum nicht lauthals mitsingt ist alles gut. Will sagen: allen Genüge getan. Dem weitgehenden Infektionsschutz auf der einen Seite und dem weitestgehenden gemeinsamen Konzerterlebnis für Publikum und Künstler. Vor einem maskierten Publikum würde ich persönlich wohl nicht spielen wollen; der Grusel den ich dabei erlebte würde ja noch gespiegelt werden…ne. (irgendwo ist Schluß mit dem Narrativ „Maske als Zeichen des Respekts vor der Allgemeinheit“)
Welche Schwerpunkte und besonderen Highlights habt Ihr im Programm ?
Akki Schulz: Bei nur sechs Konzerten muß ich eher aufpassen, dass nicht ein Übergewicht zugunsten einer Stilistik oder Epoche entsteht. Der Templersommer soll jedes Jahr - mit ganz überwiegend lokalen, aber professionellen Künstlern – im Programm die Vielfalt der menschengemachten Musik abbilden: von frühen Epochen bis zu Uraufführungen, von Kompositionen bis Improvisationen, von Musik aus Halle bis aus aller Welt.
Ich habe versucht, immer Künstler einzuladen, die eine gewisse kreative Corona herbeizaubern können, nie nur abgelesene oder nachgespielte Musik. Es ist also alte Musik dabei (Ensemble Nusmido), ganz neue Lieder (Anna Maria Zinke), und so etwas dazwischen, mal eher keltisch- folkig (Ysilia), mal jazzig (Duotone), mal eher lateinamerikanisch (Degustadores). Und wenn ich selbst auf ein Ensemble besonders gespannt bin, so ist es das Trio „Rosenrot“ mit seinem geheimnisvollen alten Volksliedgut, Gänsehaut!
Tickets kann man für jede Veranstaltung unter dem jeweiligen Datum direkt online erwerben unter https://www.scantickets.de/events.php?id=3242 oder durch direktlink über den QR Code auf dem Plakat.
Aktualisierung:
„ Leider kann der Termin 16.8. vom Ensemble Rosenroth nicht wahrgenommen werden. Kurzfristig konnte ich den Termin mit meinem eigenen Duo SCHERBEkontraBASS besetzen. Uns bleibt also die Vorfreude auf den Sommer 2021, wenn der Templersommer sicherlich dieses wunderschöne Volkslieder- Projekt präsentieren wird.
Für das Abschlusskonzert konnte das Kammerorchester „Musica Juventa“ gewonnen werden, die ein Vivaldi Programm u.a. mit den „4 Jahreszeiten“präsentieren werden.“
Templersommer 2020 in der Nikolaikirche Wettin
Sonntags 15.30
2.8. Ysilia – „Northern Lights“, Musik aus Norwegen, Schweden, Färoer Inseln, Island, Dänemark und keltischen Landen mit Julia Lehne (Gitarre, Bass, Harfe, Nyckelharpa, Gesang) und Band
9.8. Ensemble Nusmido - Motetten und Balladen von Guiliaume de Machaut (1302−1377) mit Martin Erhardt, Ivo Berg und Milo Machover
16.8. SCHERBEkontraBASS – Marius del Mestre & Akki Schulz
Ein Abend aus Ton Steine Scherben, Rio Reiser und eigenen Stücken mit dem Rhythmusgitarristen der Scherben, Marius del Mestre.
23.8. Duotone – Modern Jazz mit Almuth Schulz (Flügel) & Ecki Gleim (Gitarre)
30.8. Anna Maria Zinke & Wise Old Men – Melancholiedermaching mit Anna Maria Zinke (Gitarre, Klavier, Gesang), Micha Proschek (Gitarre, Mandoline), Akki Schulz (Kontrabass)
6.9. Musica Juventa – Abschlusskonzert „Vivat Vivaldi!“
Musica Juventa mit Teufelsgeiger Edwin Ilg vom Gewandhaus an der Spitze –, „Le Quattro stagioni“ – Die 4 Jahreszeiten - in vitaler Kammerbesetzung Solisten: Edwin Ilg (Violine) und Sascha Werchau (Cello)