Die 'Wohnunion' ist eines der neuen Projekte in und um Halle, die den Traum vom bezahlbaren und gut nachbarlichen gemeinschaftlichen Wohnen, Leben und Arbeiten verwirklichen wollen. Im Moment favorosiert die Gruppe, die noch offen für neue Mitglieder ist, ein Areal in Kröllwitz. Dorthin lädt die Wohnunion zum 'Tag der Nachbarn' ein.
Von der „Wohnvision“ zur „Wohnunion“
Im Vereinsraum für Ganzheitliche Medizin in der Geiststraße trafen wir Grit Herzog, eine der Initiatorinnen des Projektes „Wohnunion“, und ihre Mitstreiterinnen. Während nach und nach Menschen hinzukommen, die am Organisationstreffen teilnehmen, steht sie uns Rede und Antwort. Obgleich die Sozialpädagogin nicht die „geborene Gründerin oder Vereinsmeierin“ ist, hat sie die Initiative ergriffen. Sie fragte sich, warum in Halle bisher kaum umgesetzte Projekte für gemeinschaftliches Wohnen existieren, obwohl der Wunsch danach überall spürbar ist und die Preise für Wohnraum „durch die Decke steigen“. Sie selbst hat vor 25 Jahren eine alte Mühle ausgebaut, ist dann aber zurück in die Stadt gezogen, wo sie gut versorgt in einer Eigentumswohnung lebt. Aber sie will weg von der Eigentumsfixierung, hin zur Gemeinschaft. Hier ergab sich eine Schnittmenge mit Bernd und seiner Frau Ina, die bereits in der Gruppe „Wohnvision“ an Konzepten für ein anderes Zusammenleben gearbeitet hatten. Angelika, die neben Ina sitzt, wirft ein: „Dass Wohnen nicht mehr bezahlbar ist, geht nicht!“ Es gebe einen Bauboom, Mietwohnungen werden neu gebaut oder saniert und anschließend überteuert angeboten bzw. als Eigentumswohnungen zu horrenden Preisen verkauft. „Was wir brauchen sind konstante Mieten! Gerade in Zeiten, wo immer mehr Menschen die Altersarmut droht, sind in der Innenstadt immer weniger Wohnungen in kommunaler oder gemeinschaftlicher Hand.“
Öffentliche Förderung und Kontakte zur Stadt
Die Mitglieder des Projekts möchten in Halle wohnen bleiben. Sie wehren sich gegen den Trend zur Separatisierung der sozialen Milieus und wollen altersgemischt, generationenübergreifend und sozial vielfältig wohnen. Mit dieser Idee stehen sie nicht alleine. Das bietet eine günstige Gelegenheit, Nägel mit Köpfen zu machen. Es gibt bereits Gespräche mit der Stadt Halle zu einem Objekt, das sich eignet. Die Wohnunion steht im Kontakt mit der HWG, dem Landesverwaltungsamt sowie der Bürgerstiftung und bemüht sich um wissenschaftliche Anbindung beim Kompetenzzentrum Soziale Innovation an der MLU.
Auch eine Zusammenarbeit mit dem Mietshäusersyndikat wird ins Auge gefasst. Allerdings ist die Trägerschaft noch völlig offen, denn beim Syndikat gibt es derzeit sehr viele Anfragen. Auch eine Genossenschaftsgründung ist im Gespräch. An dieser Stelle kommt die Rede auf die anderen drei Projekte, die es in und um Halle gibt. In gemeinsamer Zusammenarbeit wurde ein gemeinsamer Flyer gestaltet (siehe Kasten). Auch der Radioauftritt mit anschließender Diskussion zielte in diese Richtung.
Die Wohnunionsmitglieder treffen sich regelmäßig seit September 2017. „Wir wollen keinen ewig langen Findungsprozess“, sagen sie.
Wohnunion Halle
Ansprechpartnerin: Grit Herzog
wohnunion.halle@gmx.de
Tel. 0160-8594237
TAG DER NACHBARN in KRÖLLWITZ - Freitag 25. Mai
Die Wohnunion Halle lädt ein zu einem geselligen Picknick im Brandbergweg 23 in Kröllwitz ,für Tische und Geschirr ist gesorgt - ergänzende Speisen und Getränke willkommen. Neben einem Infostand, wird es 17:30 Uhr und 18:30 Uhr Dialoge zum Thema „Was ist gutes Wohnen?” geben.
Die Veranstaltung ist Teil der Aktion "Tag der Nachbarn" der Plattform nebenan.de www.tagdernachbarn.de/fest/#31270
Infos zu allen neuen Wohnprojekten:
1.Generationsübergreifendes Wohnen und Heimstadt für soziokulturelle Einrichtungen in der Stadt
Ziel ist es ein Objekt/Haus in Halle zu erwerben oder zu nutzen, nachhaltig und ökologisch auszubauen und gemeinschaftlich so zu betreiben, dass ein sozialer Mehrwert für den Einzelnen und ein gesellschaftlicher Mehrwert für die Stadtgemeinschaft entsteht. In diesem Objekt sollen unterschiedliche, unabhängige Wohneinheiten für junge Familien und ältere Menschen (altersgerechtes Wohnen)sowie Gemeinschaftsräume für Begegnungen entstehen. Solche Gemeinschaftsräume können privaten und öffentlichen Charakter haben, als auch handwerkliche und künstlerische Aktivitäten ermöglichen. Auch die Einbindung sozialer Träger ist denkbar.
Angedachte Trägerschaft: Genossenschaft
Kontakt: wohnunion.halle@gmx.de
2. EinfachLebenSchön in Halle-Ammendorf.
Als Verein möchten wir das alte Pfarrhaus in Ammendorf kaufen, mit dem Ziel, gemeinschaftliches Wohnen und Leben zu ermöglichen. Wir - Familien, Einzelpersonen,
Bauwäglerinnen…- freuen uns über Menschen, die mit uns leben und unser Projekt aktiv mitgestalten möchten.
Angedachte Trägerschaft: Verein
Kontakt: kontakt@einfachlebenschön.de
3. Eine denkmalgeschützte Wassermühle wartet am Rande von Halle (Holleben) darauf, wiederbelebt zu werden. Eine Gruppe von Menschen engagiert sich, die sechs stark sanierungsbedürftigen Gebäude zu erwerben um dort vielen Träumen Raum zu schaffen (Viel Wohnraum, Bioladen, Werkstätten, Gartenanbau, Lohnmosterei, Seminarräume, Co-Workingspace, Gästehaus etc.). Angedachte Trägerschaft: GmbH
4. Zur Wiederbelebung eines alten Rittergutes in Halle (Kanena) suchen wir Menschen, die mit ihren Werkstätten, Kunsträumen, kleinen Unternehmen und sozialen Projekten unsere vielen Gewerberäume füllen und mit ihren Familien auf dem Gut oder in einem nahegelegenen ehemaligen Schulgebäude leben möchten. Unser Verein koordiniert die Gemeinschaft und unser Investor und späterer Vermieter finanziert Kauf und Sanierung.
Voraussetzung für das Mitmachen ist bei uns ein nachhaltiger Ansatz und ein tragfähiges Konzept, keine Finanzmittel nötig, unbefristete Verträge garantieren Mietsicherheit, Kauf seines Anteils möglich.
Angedachte Trägerschaft: Verein
Kontakt: info@tagesmutter-undine.de
www.gartenwerkstadt-halle.de