Die hiesige Literaturszene ist vielfältig: Szenische und klassische Lesungen, Poetry und Science Slam, Schreibworkshops, Wettbewerbe und sogar „Blind Dates“ mit Büchern. Und seit fünf Jahren bringt der Literatursalon „Pegasus“ Schreibende und Zuhörende zusammen.
Ein Mittwoch im Halleschen Literaturhaus. Das abendliche Publikum kommt in kleinen Wellen, die meisten strömen in die oberen Räume zu einer angekündigten Buchpremiere. Aber auch im unteren Bereich füllen sich nach und nach die Stuhlreihen mit Menschen unterschiedlichen Alters. Manche haben ein Manuskript mit eigenen Texten dabei. Lars Raum stellt eine Sanduhr auf den Lesetisch und fragt, wer denn an diesem Abend etwas vortragen möchte. Schnell ist eine Reihenfolge festgelegt und dann heißt es Bühne frei für den ersten Text.
Friedholt Taut gibt eine satirische Kurzgeschichte über einen allzu ehrgeizigen aufstrebenden Akteur im Literaturbetrieb zum Besten. Glucksende Heiterkeit breitet sich aus, denn der Vorlesende ist geübt und weiß seine Pointen gut in Szene zu setzen... Später gibt es auch ernstere Töne zu hören. Margarete Wein liest ihren Bericht von einer Protestaktion gegen einen fragwürdigen Hotelneubau und Baumfällungen in der Innenstadt. Ihr Text enthält auch ein kritisches Gedicht, das die Mitteldeutsche Zeitung als Leserbrief ablehnte.
Der Pegasus ist ein Literarischer Salon für Semiprofis, erklärt Gründerin Ellen Norten im Anschluss an den Abend das Konzept. Ambitionierte Schreibende, die noch nicht im Literaturbetrieb angekommen sind, können ihre Texte vor gleichgesinnten Interessierten vorstellen und bekommen Feedback. Vor fünf Jahren brachte die Wahl-Hallenserin diese Idee aus Berlin mit und fand mit dem Literaturhaus den idealen Ort dafür. Es geht um die Lust am Schreiben, am Texten, ums Zuhören und Reflektieren. Auch musikalische Interpretationen eigener Songs finden Platz im Salonprogramm. Ein Pegasus als mythische Pferdefigur mit einer Schreibfeder ziert das Cover einer regelmäßig herausgegebenen kleinen Rundschrift mit Texten derjenigen, die sich auf die Bühne getraut haben. Im gerade erschienenen fünften Ausgabe sind zwanzig Autorinnen und Autoren versammelt. Vielleicht sehen wir uns beim nächsten Salon? Lautet der letzte Satz des Heftes.
Der Salon Pegasus trifft sich jeden zweiten Mittwoch im Literaturhaus in der Bernburger Straße. Der Eintritt ist frei.