Dioxin, Kadmium, Blei und Arsen und womöglich bald auch noch radioaktives Material von der Asse: Dass vor den Toren Halles ein riesiger Untergrundspeicher für giftige Filterstäube betrieben wird, ist vielen nicht bewusst. 85.000 Tonnen davon werden pro Jahr eingelagert – geliefert aus ganz Europa. Eine BI in Teutschenthal erinnerte mit einer Mahnwache am 8. November an einen Unfall von 2019 in der Anlage und fordert einen Stopp sowie Aufklärung.
Nicht beherrschbare Risiken
„Keine Lügen mehr“ und „Giftmüll nein danke“ war auf den Schildern zu lesen. Die Explosion unter Tage vor einem Jahr wurde beschönigend als "Verpuffung" bezeichnett. Einer der beiden betroffenen Arbeiter war damals durch herumfliegende Gesteinsbrocken so schwer verletzt worden, dass er lange im künstlichen Koma lag. Trotz Berichterstattung in Presse und TV habe es aber laut BI keine detaillierte Ursachenaufklärung oder eine entsprechende öffentliche Information´stattgefunden. Der Vorfall habe gezeigt, dass eine sichere Verwahrung von Giftmüll durch den so genannten "Dickstoffversatze" technologisch und arbeitsorganisatorisch nicht beherrscht werde, so die BI weiter.
Kann Giftstaub ungefährlich "verfestigt" werden?
„Wir haben die Nase voll“, beschrieb eine Rednerin im wahrsten Sinne des Wortes die Lage der Anwohner*innen. Doch die Gefahren und Belastungen betreffen nicht nur den langgestreckten Straßenort im Westen von Halle, sondern den gesamten Ballungsraum. Bei entsprechendem Wind ist die Geruchsbelästigung auch in Trotha oder Südstadt zu bemerken. Ursache der Geruchsbelästigung sind die notwendigen Entlüftungen, die unter Tage druchgeführt werden, damit da überhaupt jemand arbeiten kann. So werden pro Minute tausende Kubikmeter Luft durch den Giftschacht gebalasen und an die Oberfläche geleitet. Von den giftigen Stäuben sollen diese Abwinde angeblich nichts enthalten, beteuern die Verantwortlichen seit Jahren. Inwieweit es tatsächlich möglich ist, giftigen Müllstaub durch "Verfestigungstechnologien" zu emissionsfreien Blöcken zu verkleben, ist zumindest einer permanenten strengen öffentlichen Prüfung zu unterziehen. Ein neuer Schornstein, der wegen der andauernden Beschwerden nun errichtet werden soll, pustet die staubigen Abwinde aus der Anlage womöglich bald permanent in einen größeren Radius.
Atomendlager für "freigemessenes Material" ?
Noch viel fragwürdiger ist die geplante Einlagerung von radioaktiven Abbruchmassen aus Atomanlagen. Diese seien offiziell „freigemessen“, also angeblich unbedenklich. Doch daran gibt es erhebliche Zweifel unter den Anwohner*innen, verständlich nach den Geschehnissen. Vor Ort bei den Betroffenen waren auch die Politiker Hendrik Lange (Linkspartei) und Wolfgang Aldag von den GRÜNEN.
Die Gefahren für Luft und Grundwasser können und sollten nicht länger ignoriert werden in den Rathäusern, Ämtern und Behörden in Halle und Magdeburg. Mit der Beruhigungspille "ist doch alles gemessen und geprüft" lassen sich die Bürgerinnen und Bürger aus Teutschenthal jedenfalls nicht mehr abspeisen.
Die Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle braucht weitere Unterstützung für Ihre wichtige Arbeit.
Fotoquelle: Enrico Seppelt